Füchse nehmen Abschied

HANDBALL Der Kapitän und andere wichtige Spieler gehen – eine Herausforderung für das Team

Der Kapitän verbeugt sich. Ein emotionaler Moment, wie er später sagen wird. Torsten Laen, Kreisläufer und Spielführer der Füchse Berlin, verabschiedet sich von rund 9.000 Fans. Gerade hat er mit dem 29:28-Zittersieg gegen Gummersbach sein letztes Heimspiel für den Hauptstadtclub absolviert. Nach vier Jahren Berlin kehrt der 33-Jährige zurück in seine dänische Heimat.

Die Zeichen standen am Sonntagabend ohnehin auf Abschied: Neben Laen war es auch für Johannes Sellin, Evgeni Pevnov, Borge Lund, Mark Bult und den noch verletzten Ivan Nincevic das letzte Heimspiel – alle verlassen nach der Saison den Verein.

Aber es gehen nicht nur sechs Spieler, es endet auch eine Ära bei den Füchsen. Als Laen sein erstes Spiel in Berlin bestritt, war die Halle halbvoll. Nun wurde er vor ausverkauftem Haus verabschiedet. Die Berliner sind auch dank ihres Kapitäns gewachsen – mit ihm kam der Aufschwung. Sie etablierten sich in der Spitzengruppe der Liga, spielten zweimal in Folge Champions League (CL) und erreichten dort im vergangenen Jahr sensationell das Final-Four-Turnier. „Wir haben alle einen tollen Job gemacht“, sagt Laen. Auf seinen Anteil am Erfolg ist er stolz: „Ich durfte Verantwortung tragen und mich mit den besten Teams messen.“

„Riesiger Charakter“

Nun geht der Kapitän von Bord und hinterlässt eine große Lücke. „Torsten wird unheimlich geliebt, von den Spielern, den Fans, vom ganzen Umfeld. Er ist nicht nur ein großer Sportler, der Typ hat auch einen riesigen Charakter“, sagt Trainer Dagur Sigurdsson. Lediglich zu einem Titel hat es für den Kreisspieler in seinen Berliner Jahren nicht gereicht.

Ob es bei den Füchsen in der Zukunft für Titel reicht, ist fraglich. Der sportliche Umbruch ist harsch. Auf den Außenpositionen wird man die Abgänge von Sellin und Nincevic mit den beiden Schweden Fredrik Petersen (vom HSV) und Mattias Zachrisson wohl am ehesten kompensieren können. Mit den schnellen Neuen soll vor allem das Konterspiel verbessert werden. „Da haben wir das größte Verbesserungspotenzial“, erklärte Manager Bob Hanning.

Am Kreis hingegen entsteht durch die Abgänge der beiden Leistungsträger Laen und Pevnov eine enorme Herausforderung. Mit dem 23-jährigen Schweden Jesper Nielsen und dem Füchse-Nachwuchsspieler Jonas Thümmler rücken zwei Spieler ohne Bundesligaerfahrung in das Team.

Am kommenden Sonnabend können Laen und Pevnov der Mannschaft ein letztes Mal helfen: wenn es darum geht, in Hannover den vierten Tabellenplatz zu verteidigen. Die Pokal-Qualifikation der International-Handball-Federation haben die Füchse bereits sicher. Ob der vierte Platz in der Bundesliga auch zur Teilnahme an einem CL-Qualifikationsturnier ausreicht, wird noch vom Weltverband entschieden.

Trotz eines erfolgreichen Abschlusses graust es Laen auch ein wenig vor dem nächsten Wochenende – wenn er „den Jungs einen guten Urlaub wünschen muss“, mit dem Wissen, „wir sehen uns danach nicht mehr wieder“. Er läutet nach der Sommerpause in Dänemark so langsam das Ende seiner Karriere ein.

NICOLAS SOWA