Moorburg kommt – nur wann?

STROM Widersprüchliche Ankündigungen zum Betriebsbeginn des umstrittenen Kohlekraftwerks Moorburg aus den Reihen von Betreiber Vattenfall

Da weiß die Linke nicht, was die Rechte sagt. Am Dienstagabend überraschte Vattenfall-Chef Tuomo Hatakka auf der Vattenfall Business Media Night in Hamburg die 400 geladenen Gäste mit der Ankündigung, das sich im Bau befindliche Kohlekraftwerk Moorburg werde „noch 2013 in Volllastbetrieb“ gehen. Tags darauf ruderte die Vattenfall-Pressestelle dezent zurück.

Die Ankündigung Hatakkas sei „nicht so ganz nachvollziehbar“, das Unternehmen gehe davon aus, „Anfang 2014 den kommerziellen Betrieb aufzunehmen“, sagte Vattenfall-Sprecherin Barbara Meyer-Bukow am Mittwoch. Allerdings sei es „nicht ganz auszuschließen“, dass der Startschuss für die Moorburger Stromproduktion „schon in diesem Jahr“ erfolge. Derzeit prüfe das Unternehmen alle Betriebsteile des Kraftwerks, und probeweise werde es 2013 auf alle Fälle noch einen Betrieb unter Netzanschluss geben, um die Kraftwerksleistung unter Realbedingungen zu testen.

Die Konzernsprecherin widersprach nicht nur Behauptungen ihres Chefs, sondern auch denen von Greenpeace. Die Umweltschützer hatten moniert, „ein Großteil des von Vattenfall verfeuerten Brennstoffs stamme aus Kolumbien“, wo für die Kohlegewinnung Dörfer zerstört und Menschen vertrieben würden. Die Kohle, die demnächst in Moorburg eingesetzt werden soll, so Meyer-Bukow, stamme „nicht aus Kolumbien, sondern aus Nordafrika“. Allerdings schloss die Sprecherin die Verfeuerung kolumbianischer Kohle nicht für alle Zeiten aus.

Auch der Greenpeace-Behauptung, „der Strom aus der Anlage“ werde „höchstwahrscheinlich in die Niederlande geleitet“, weil er in Hamburg gar nicht gebraucht werde, widersprach Meyer-Bukow. Zum einen seien solche Prognosen im Zeitalter internationaler Strombörsen gar „nicht möglich“, zum anderen verfüge Norddeutschland mit dem Atomkraftwerk Brokdorf nur noch über ein einziges Grundlastkraftwerk, das zudem im Rahmen der Energiewende vom Netz gehe. Deshalb sei Moorburg „zur Stabilisierung der Netze“ und für eine lückenlose Stromversorgung Norddeutschlands notwendig.  MAC