Immer wieder Helmand

Die „Operation Moschtarak“ ist nicht die erste in der Region. Doch bislang zogen sich die Nato-Truppen stets wieder zurück

VON THOMAS RUTTIG

Die Amerikaner kehren immer wieder nach Helmand zurück. 1946 begann eine US-Firma, Steppenland an den Ufern des gleichnamigen Flusses urbar zu machen und Paschtunen aus anderen Regionen des Landes anzusiedeln. Was für den Anbau von Weizen und Baumwolle gedacht war, entwickelte sich zur größten Opiummohnplantage der Welt. 93 Prozent des weltweit konsumierten Heroins und Opiums kommt aus Afghanistan, über 60 Prozent davon aus Helmand.

Dieses Gebiet ist seit Samstag das Ziel der größten Offensive gegen die Taliban seit 2001. Der Hauptstoß gilt den beiden ehemaligen Modelldörfern Mardscha und Nad Ali. In der ganzen Gegend haben sich seit 2006 die Taliban festgesetzt. Sie schützen Drogenbauern und -händler und kassieren dafür „Steuern“ für ihre Kriegskasse.

Die „Operation Muschtarak“ („Gemeinsam“) folgt dem Plan, das fruchtbare Gebiet in Helmand unter die Kontrolle der Regierung zu bringen. Seit Mai vorigen Jahres haben Nato-Truppen in der Provinz Helmand dafür mehrere Offensiven durchgeführt. Höhepunkt war die „Operation Strike of Sword“ („Schwertstreich“), die das Ziel hatte, die Taliban aus dem Süden der Provinz zu vertreiben und dort die Durchführung der Präsidentschaftswahl zu ermöglichen.

Ganz im Süden der Provinz gelang das auch; im Distrikt Garmser wurde die Nachschubroute aus Pakistanisch-Belutschistan durchtrennt. Allerdings waren dafür 10.000 Marines plus 9.000 Mann Verstärkung nötig. Für Nad Ali und Mardscha fehlten die Truppen. So blieb Mardscha, eine Kleinstadt mit 80.000 Einwohnern, die größte afghanische Siedlung, die von Taliban kontrolliert wurde. Auch damals versicherten US-Kommandeure, dass man in den eroberten Gebieten bleibe werde. Doch nach der Wahl im August zogen die meisten Truppen wieder ab, die Taliban kehrten zurück.

Diesmal stehen Teams für die örtliche Verwaltung und 1.900 Polizisten auf Abruf, die nach dem Ende der Kämpfe eingeflogen werden sollen. Doch schon beim letzten Mal lief nicht alles wie geplant. Afghanische Reporter zitierten damals Dorfbewohner, die sich über Schikanen der Polizei beklagten.

Der Erfolg der „Operation Moschtarak“ hängt also davon ab, wie sich nach den Kämpfen die Vertreter von Präsident Hamid Karsai dort verhalten. Unter dessen Verbündeten gibt es allerdings einige, die in den Drogenhandel verwickelt sind. Viele davon stammen aus Helmand und haben dort Wahlkampf für den Präsidenten gemacht, das heißt Stimmen gefälscht.