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Ikea mal zwei mitten in Eidelstedt

Möbel Höffner will am Autobahndreieck Nordwest eine Riesenfiliale eröffnen. Der Senat will damit Kaufkraft in der Stadt halten, die örtliche SPD dagegen befürchtet, dass der Einzelhandel leidet. Zudem drohe ein Verkehrschaos

Mit dem Thema lässt sich offenbar punkten. Wegen der guten Resonanz will die SPD ihren Infostand zu „Möbel-Höffner in Eidelstedt“ nächsten Sonnabend gleich wieder im Eidelstedt-Center aufbauen. „Wir mussten Flugblätter nachdrucken lassen“, sagt SPD-Kreisgeschäftsführer Dennis Eighteen. „Die Bürger wollen wissen, was da auf sie zukommt.“ Sorgen macht ihnen die Zukunft der kleinen Geschäfte im Stadtteil und der Verkehr, der stark zunehmen könnte.

Geplant ist eine Filiale des Möbelriesen Höffner, beinahe doppelt so groß wie das Ikea-Haus in Schnelsen, dafür mitten im Stadtteil – in der Gabel zwischen der Autobahn nach Flensburg und der nach Heide. 35.000 bis 37.000 Quadratmeter Verkaufsfläche werde das Möbelhaus haben, sagt der Eimsbütteler Baudezernent Reinhard Buff. Von 42.000 Quadratmetern spricht die SPD. Ikea verkauft auf 22.000 Quadratmetern, das Eidelstedt-Center am Eidelstedter Marktplatz auf knapp 12.000.

Sorgen macht der SPD vor allem das Randsortiment des Möbel-Monsters: Bis zu 15 Prozent seiner Fläche dürfte Höffner an Läden mit Dekorationsartikeln, Elektrowaren und Spielzeug vermieten – ein Angebot, von dem die eingesessenen kleinen Geschäfte leben. Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) wisse nicht, was er mit seiner Ansiedlungspolitik anrichte, vermutet der Eimsbütteler SPD-Vorsitzende Jan Pörksen. Den Senator fordert er auf, „hier von Geschäft zu Geschäft zu gehen und den Ladenbetreibern zu erklären, warum er ihre Lebensgrundlage schlecht bezahlten Billigjobs opfern will“.

Eidelstedt habe in vielerlei Hinsicht Dorfcharakter, auch beim Einkaufen, findet Marcus Czerwionka, Manager des Eidelstedt-Centers. „Wir beobachten genau, woher unsere Kunden kommen“, sagt er. Höffner werde dem Center Kunden aus Eidelstedt und Schnelsen wegnehmen. Die heutige Einzelhandelsstruktur werde aus dem Gleichgewicht geraten.

Auch die Eimsbütteler CDU ist mit dem Plan nicht glücklich, verweist aber auf ein Versprechen von Wirtschaftsstaatsrat Gunther Bonz. Dieser habe versichert, mehr als fünf Prozent der Fläche für das Randsortiment werde nicht zugelassen, sagt der Bezirksabgeordnete Frank Döblitz. Die Eimsbütteler müssten sich „keine Sorgen machen“.

Wie Döblitz einräumt, gibt es allerdings noch ein augenfälliges Verkehrsproblem. „Es gibt jetzt schon häufig Staus auf der Holsteiner Chaussee, weil das die Ausweichstrecke für die Autobahn ist“, sagt der Vorsitzende des Stadtplanungsausschusses. Bei Ikea Schnelsen stauen sich die Autos oft bis zur Autobahn, weshalb die Schweden ein Parkhaus bauen wollen. Dazu kommt ein großer Max-Bahr-Baumarkt, der weiter südlich an der Kieler Straße geplant ist. „Wenn die Leute von Höffner zu Ikea fahren, haben wir ein totales Chaos, weil die Leute dann durch die Wohnstraßen fahren“, prophezeit SPD-Kreischef Pörksen.

Der Senat stützt seinen Plan auf zwei Gutachten: Das von der Firma Gesa stellt fest, dass die Hamburger mehr als die Hälfte des Geldes, das sie für Möbel ausgeben, ins Umland tragen; das möchte der Senat ändern. Aufbauend darauf ermittelte eine Expertise des Büros BPW die besten Standorte für Möbelhäuser. Ganz vorn: Die Gabel des Autobahndreiecks Nordwest. Ihr großer Vorteil: Sie liegt nicht auf der grünen Wiese. GERNOT KNÖDLER

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