Gefährlicher Eisbruch

Im Tegeler See klafft ein breiter Riss im Eis. Polizei und Feuerwehr warnen vor dem Betreten von Eisflächen

Am Sonntag war der Riss plötzlich da. Über eine Länge von mehr als einem halben Kilometer verläuft der gut drei Meter breite Bruch durch die rund 25 Zentimeter dicke Eisdecke auf dem Tegeler See. Bis gestern stürzten fünf Menschen in die gefährliche Öffnung, sie konnten sich glücklicherweise alle selbst retten. Polizei und Feuerwehr warnten erneut vor dem Betreten von Eisflächen. Besonders Müggelsee, Wannsee und Unterhavel seien nicht sicher.

Derweil wird gerätselt, wie der Riss in der Eisdecke auf dem Tegeler See zustande gekommen ist. „In der Antarktis kommt so etwas häufiger vor“, erklärt Jens Kube, vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung Bremerhaven. „Das Eis steht immer unter Spannung. Durch Temperaturerhöhungen dehnt es sich aus und irgendwann bricht es.“ Man müsse sich das vorstellen „wie bei einer Glasplatte, die man an mehreren Seiten verschieden belastet“. Seitdem die ersten Gewässer in Berlin zugefroren sind, ist die Wasserschutzpolizei im Dauereinsatz. Laut Rechtslage können die Ordnungshüter die Eisspaziergänger lediglich ermahnen, das Eis zu verlassen. Häufig bleiben die Menschen einfach auf dem Eis. „Wir können dann nur danebenstehen und warten, bis sie einbrechen“, erzählt Jens Kruse von der Wasserschutzpolizei. Lediglich Minderjährige können, sofern eine konkrete Gefahr vorliegt, vom Eis geholt werden.

In Berlin und Brandenburg gibt es rund 3.000 Seen. Trotz oftmals dicker Eisschichten ist kein einziger offiziell zum Betreten freigegeben. Zu groß ist die Gefahr, dass das Eis doch nicht trägt. Für die kommenden Tage sagt der Deutsche Wetterdienst Potsdam vor allem für die Nächte weiterhin Frost voraus. Tagsüber sollen die Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt liegen. Johannes Radke