Kommentar: Eiken Bruhn über Kosten für Verhütungsmittel
: Bitte nicht fortpflanzen

Bremen wird ab 2014 für einen eingeschränkten Kreis von Frauen die Kosten für Verhütungsmittel übernehmen. Besser als nichts – könnte man sagen. So besteht die Chance, dass ein paar Frauen weniger unerwünscht schwanger werden und sich für oder gegen das Austragen des Kindes entscheiden müssen. Aber genau darum geht es eben nicht.

Das zeigt der ausgewählte Personenkreis: Substituierte, Obdachlose und ab 2015 weitere Frauen in besonders schwierigen Lebenslagen, das heißt Süchtige, Behinderte, psychisch Kranke. Die Kosten werden auch nicht automatisch übernommen, sondern die Betroffenen müssen einen Antrag stellen. Damit sind sie vor dem Sozialamt wirklich vollständig nackt. Ach ja, Männer sind ausgeschlossen: Verhütung bleibt Frauensache und dass Kondome vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen, scheint nicht so wichtig zu sein. Wäre alles zu teuer, so die Begründung.

Nun wird in Bremen mittlerweile jede politische Entscheidung mit der Finanznot begründet. In diesem Fall klingt jedoch noch etwas anderes an: Der genannte Personenkreis soll sich bitte nicht fortpflanzen. Das kostet unterm Strich mit Unterstützungs- und Betreuungsmaßnahmen nämlich ein Vielfaches dessen, was für ein paar Pillenpackungen ausgegeben werden muss.

Das hatten diejenigen, die seit Jahren auf die Zunahme unerwünschter Schwangerschaften hinweisen, aber nicht im Sinn. Ihnen geht es um das UN-Recht auf selbstbestimmte Sexualität und Reproduktion. In Deutschland denke man dabei nur an Entwicklungsländer, sagte dazu Annegret Siebe, Bremer Geschäftsführerin der Familienplanungsorganisation Pro Familia. Das Vorhaben der Sozialbehörde zeigt, wie recht sie hat.