Einmischung ist dringend geboten

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„Rafael Seligmann kritisiert Claudia Roth, weil sie zum Dialog mit Hamas aufruft und fragt, ob sie auch den Dialog mit Hitler gesucht hätte. Die Polemik gegen die „Gutmenschigkeit“ irritiert doppelt:

Selbstverständlich haben Regierungen mit anderen Regierungen Gespräche zu führen, egal ob die Regierungschefs Hitler oder Ahmadinedschad heißen (was ich für unvergleichbar halte). Die Frage sind die Inhalte und die Ergebnisse dieser Dialoge. Es mag zwar schlimmere Konflikte geben als den um Palästina. Dieser Konflikt ist aber symbolisch so aufgeladen, dass der „Weltfriede“ davon mit abhängt. Deshalb ist Einmischung dringend geboten, damit die Vernunft auf beiden Seiten doch noch mal zu einer akzeptablen Lösung führt.

Ausblenden darf man dabei nicht, dass die Fatah nicht nur abgewählt worden ist wegen grassierender Korruption, sondern auch wegen ihrer Erfolglosigkeit bei den „Verhandlungen“ mit Israel und den westlichen Mächten. Uri Avnery vertritt dazu seit längerem die These, dass es die Politik Scharons war beziehungsweise ist, Arafat und die Fatah möglichst kaltzustellen und Verhältnisse in Palästina zu provozieren, die zur Folge haben, dass die israelische Regierung „leider, leider“ keine Gesprächspartner mehr hat und ihre Annektionspolitik ungehindert fortsetzen kann. Wenn Avnery Recht hat, müssten bei Netanjahu und Freunden die Sektkorken geknallt haben nach dem Hamas-Sieg. HORST SCHIERMEYER, Zittau