BEZAUBERNDER SPITZENSPORT: Schenkel und Bauch
ANDREAS RÜTTENAUER
Kein Wunder, so wie der ausschaut. Nein, das ist hässlich, das darf man nicht sagen. Und schlimm sieht er wirklich nicht aus, der Felix Loch, eher normal. Und außerdem: Wer die meiste Zeit seines Sportlerdaseins einen scheinbar fettig glänzenden Sportanzug in Wurstdarmoptik trägt, von dem kann man eh nicht wirklich sagen, wie er aussieht. Nach seinem Olympiasieg ist er – von welcher Tageszeitung wohl? – gefragt worden, was er von Sex vor dem Rennen hält. Den gibt’s nicht, hat er gesagt. Und dass das gar nicht geht, weil er ja gar keine Freundin hat und auch noch nie eine hatte. Wird schon noch. Jetzt ist er ja Olympiasieger. Das macht sexy. Glücklicher Felix. Gut aussehen muss man da nicht unbedingt. Muss Mann nicht. Frauen haben es da schwerer.
Ist sie nicht bezaubernd, die Magdalena Neuner? So schnell in der Loipe und bis jetzt in Whistler auch treffsicher. Und sexy ist sie auch. Ja, so gut sieht sie jetzt auch wieder nicht aus. Der Ästhet, der neben mir in der Kneipe sitzt, sieht die goldige Lena kritischer. Die hat ja einen Bauch, sagt der Mann, der so aussieht, als hätte er die fünf Bier, die er schon intus hat, mitsamt Glas in seinem Magen abgestellt. Da musst du genau hinschauen, sagt er, nicht viel, aber die hat Bauch – eindeutig. Da musst du dir schon die anderen Bilder anschauen, sagt er, als ich einwerfe, dass man das so genau doch gar nicht sehen kann, bei einer Schneesportlerin in ihrem Langlaufanzug. Zu Hause muss ich nicht lange suchen, bis ich die anderen Bilder finde. Im Netz finde ich etliche Fotostrecken. Motto: So sexy werden/sind die Spiele. Und schon sehe ich Magdalena Neuner im Bikini in Ufernähe im Meer planschen. Bauch? Ich schaue an mir hinunter. Dass ich nicht der Dünnsten einer bin, weiß ich. Aber Bauch?
Der Playboy hat sich auch schon für Neuner interessiert, lese ich in der Bildunterzeile. Aber sie hat abgelehnt. Dass einer die bekennende Strickerin mit nichts an in einem Berg aus Wollknäueln sitzend fotografiert hat, dagegen hatte sie wohl nichts. Auch so eines dieser anderen Bilder. Eine andere Wintersportlerin dagegen hat schon für den Playboy posiert. Anni Friesinger-Postma arbeitet seit Jahren mit Aufnahmen, in denen ihre Brüste übergroß ins Bild gesetzt werden, dagegen, dass die Männer nur an dicke Oberschenkel denken, wenn sie über Eisschnellläuferinnen reden. Wenig erfolgreich offenbar. Das muss so schlimm sein, sagte ein Kollege dieser Tage bei der Zigarettenpause, bei Ha und Em können die doch alle nichts kaufen. Schlimm.
Über die Oberschenkel männlicher Eisschnellläufer habe ich mich noch nie unterhalten. An eine Männeroberschenkelanekdote aus dem Wintersport kann ich mich dennoch erinnern. Da ist der alpine Doppelolympiasieger Markus Wasmeier mal in Räuberzivil auf einem Sportlerball erschienen, weil seine Oberschenkel in keine Anzughose gepasst haben. Das fanden alle originell seinerzeit. Gelästert hat keiner.
Der Ästhet neben mir bestellt sein neuntes Bier. Er ist immer noch beim Thema Neuner. Mit der Megan Tandy kann die nicht mithalten, sagt er. Das ist eine kanadische Biathletin, die er deshalb kennt, weil sie mit ihren Kolleginnen einen Kalender herausgegeben hat, in dem die Sportlerinnen mit nichts an als ihren Gewehren fotografiert wurden. In der olympischen Verfolgung ist Tandy 36. geworden. Sexy ist sie trotzdem.
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