nicht käuflich
: Ahh, jetzt gibt‘s wieder Geld

„Krankheit kommt zu Pferde und geht zu Fuße weg.“ Diese alte Bauernweisheit hat mich erst kürzlich schlauer gemacht. Als Diabetiker komme ich in den Genuss von mehr Apotheken-Besuchen, als einem eigentlich lieb sein kann. Und als regelmäßiger Kunde ist man in den Apotheken ziemlich gern gesehen. Ich bin mal von einem Apotheker mit den Worten „Ahh, jetzt gibt es wieder Geld“ begrüßt worden.

Allerdings hege ich den Verdacht, dass die Zuckerkrankheit nicht mehr soviel abwirft wie ehedem. Zumindest hat sich mein Apotheker neuerdings wohl auf eine neue Zielgruppe eingerichtet. Er hat ein Eckchen seines Schaufensters mit roten Pappkartons ausgestaltet und dort wirbt er nun für „Pferdesalbe“. Die helfe „bei Gelenkschmerzen, Muskelverspannungen, Verstauchungen und Mückenstichen“, behauptet neben meinem Insulinversorger sogar der Versender „der guten Dinge, die es noch gibt“, manufactum.

Ich kenne das ja schon vom Land, aus dem Ostwestfälischen: Bei rauer Haut – immer Melkfett ordentlich druff geschmiert. O.k., auf dem Hof, sei es eine Pferd- oder Kuh-Betrieb, ist das finanziell noch zu akzeptieren. Da kann der Nachwuchs ja vor dem Wochenende nochmal eine volle Hand abgreifen, um fit zu sein und gut auszusehen, beispielsweise. Aber in der Apotheke, zu Apothekerpreisen?

Ist das retro, ist das cool, habe ich da was verpasst? „Unangenehme Nebenwirkungen wurden nicht berichtet“, sagt etwa biofarm-Geschäftsführer Manfred Rossmannek (sic!) über mögliche Anwendungen seines Produktes „Skinguard“ beim Menschen. Und Skinguard hilft nicht nur dem Apotheker, sondern es hilft auch gegen Mauke und Raspe beim Gaul, schließlich wurde es dagegen entwickelt.

Zurück zur zitierten Bauernregel: Wenn eine Krankheit mit dem Gaul kommt und sich dann auf Menschens Mauken wieder langsam verabschiedet, ist es ja eigentlich nur logisch, dagegen Pferdesalbe zu nehmen, oder?

Allerdings beschleicht mich als Diabetiker ein seltsames Gefühl. Was, wenn der nächste Aufsteller in der Apotheke mich auf „schönes Schweine-Insulin hinweist“? Das wäre mir der guten schönen Dinge dann doch zu viel.