Massenevakuierung wegen Hochwasser in Magdeburg

FLUT Deiche brechen, 23.000 Menschen müssen fliehen. Anschlag gegen Dämme angedroht

Sachsen-Anhalts Polizei nimmt die Drohungen „in der jetzigen Situation ernst“

MAGDEBURG rtr/dpa/taz | Wegen der Elbe-Flutwelle sind am Sonntag 23.000 Menschen in Magdeburg in Sicherheit gebracht worden. Am Zusammenfluss von Elbe und Saale südlich der Stadt brach ein Damm. Außerhalb der Landeshauptstadt kam es zu zwei größeren Deichbrüchen. Die Flutwelle rollt nun auf Brandenburg und Norddeutschland zu. Für zusätzliche Unruhe sorgte eine Drohung, auf durchgeweichte Deiche Anschläge zu verüben.

Eine „Germanophobe Flut-Brigade“ erklärte auf dem Internetportal indymedia.org, „die von der scheisz-deutschen Volksgemeinschaft errichteten Dämme und Deiche soweit zu beschädigen, dasz das Wasser endlich wieder die Städte fluten kann“. Man habe bereits drei Deiche beschädigt. „Wir nehmen das in der jetzigen Situation ernst“, sagte Sachsen-Anhalts Landesinnenminister Holger Stahlknecht am Sonntag im MDR. Die Deiche würden aus der Luft und am Boden stärker überwacht.

Zehntausende Menschen aus den Evakuierungsgebieten wissen nicht, wann sie in ihre Häuser zurückdürfen. Dazu kamen am Sonntag neue Unwetter: In Sachsen fielen extreme Mengen Regen und Hagel.

Bundespräsident Joachim Gauck sprach den Hochwasseropfern sein Mitgefühl aus. Er besuchte betroffene Gebiete an der Saale und Elbe. In Halle sagte er, es sei „großartig“, wie sich die Menschen gegenseitig helfen. Zugleich appellierte er, kräftig zu spenden. „Dass wir es wieder packen, das haben wir auch bei der Flut 2002 bewiesen.“

Wo wie etwa in Sachsen das Wasser schon wieder abfloss, blieben stinkender Schlamm und Sperrmüllberge zurück. Viele Anwohner zeigten sich fassungslos. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versprach am Samstag, man werde alles für den Wiederaufbau tun. „Deutschland steht in bewundernswerter Weise zusammen in diesen Tagen – und das soll auch so bleiben.“ Politiker forderten, Hochwasserschutzbauten schneller zu genehmigen und Vetomöglichkeiten zu begrenzen.

Bundesweit stemmen sich weiterhin rund 70.000 Feuerwehrleute und 11.000 Bundeswehrsoldaten gegen die Flut. Der Deutsche Feuerwehrverbands-Präsident Hans-Peter Kröger drohte Katastrophentouristen damit, auch sie zur Mithilfe zu verpflichten. Mindestens sieben Menschen starben, mehrere werden vermisst.

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