Iraker auf Einkaufstour in NRW

Mehr als hundert Geschäftsleute aus dem Irak kommen heute nach Köln, um den Handel anzukurbeln. Die Landesregierung begrüßt das. Vor Reisen in den Irak wird weiterhin gewarnt

VON DIRK ECKERT

Der Vergleich mit einem orientalischen Basar gefällt Gelan Khulusi. Denn wenn alles gut läuft, wird heute in einem Kölner Hotel fleißig gefeilscht und gehandelt. Mehr als 120 irakische Kaufleute sind an den Rhein gereist, begleitet von hochrangigen Politikern, um deutsche Geschäftspartner ausfindig zu machen. „Bagdad am Rhein“ heißt die Konferenz der Deutsch-Irakischen Mittelstandsvereinigung (Midan), deren Präsident Khulusi ist.

Es ist die Sicherheitslage im Irak, die Köln für einen Tag zum Zentrum des deutsch-irakischen Handels macht. Wegen der Anschläge und Entführungen meiden Unternehmen das Zweistromland. „Dann holen wir die Iraker eben nach Deutschland“, dachte sich Gelan Khulusi und organisierte die Konferenz, die den Deutschen Zugang zum irakischen Markt verschaffen soll.

Die Besucher haben einiges zu bieten. Einer sucht eine Baufirma, die in Sulemaniya 25.000 Wohnungen hochzieht, ein anderer Unternehmer will Waren aus Deutschland importieren: Autoreifen, Autobatterien, Krankenhausbedarf oder Kopiergeräte sind gefragt. Für Khulusi ist die heutige Lage viel besser als früher. Zur Zeit des UN-Embargos hätte nur umständlich im Rahmen von „Oil for Food“ gehandelt werden können. „Heute ist der Handel offen, der Zoll beträgt nur fünf Prozent“, schwärmt er.

Geschäfte mit dem Irak seien weniger problematisch als allgemein angenommen, sagt Khulusi. „Der nördliche Teil des Irak ist absolut sicher“, behauptet er. Die meisten Regierungsvertreter, die heute nach Köln kommen, stammen auch aus den kurdischen Gebieten. Darunter sind der stellvertretende Ministerpräsident und der stellvertretende Finanzminister der dortigen Regierung. Anders sieht die Lage im Zentralirak aus. „In Bagdad läuft im Moment nichts“, räumt Khulusi ein. Der Deutsche Industrie- und Handelstag warnte deutsche Firmen erst kürzlich anlässlich der Entführung der beiden deutschen Ingenieure vor Reisen in den Zentralirak. Aber auch die Kurdengebiete sind laut DIHT nur „etwas sicherer“, die Kriminalität aber „enorm“.

Im NRW-Wirtschaftsministerium wird die Konferenz begrüßt, Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) hat die Schirmherrschaft übernommen. Zu hohe Erwartungen hat man aber nicht. Außenhandelskontakte aufzubauen und Märkte zu erschließen, „dauert Jahre“, sagt Helmar Schaps, Leiter der Gruppe Außenwirtschaft im Ministerium. Es sei schon ein Erfolg, wenn in Köln erste Kontakte zwischen deutschen und irakischen Unternehmern zustande kommen und einige konkrete Verabredungen getroffen werden.

Nach offiziellen Zahlen ist der Export von Nordrhein-Westfalen in den Irak seit dem Krieg deutlich zurückgegangen, um 46,7 Prozent im Jahr 2003. Das Niveau von 2002, als für 79,7 Millionen Euro exportiert wurde, ist noch nicht wieder erreicht. Unternehmer Khulusi traut diesen Zahlen nicht. „Vieles wird heute über Nachbarländer wie Türkei oder Jordanien exportiert.“