CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI
: Zeig mir was Dreckiges!

Sie rodeln immer noch in Vancouver, der deutsche Wochenendkrimi pausiert weiter. Was uns Zeit gibt, einen eklatanten Mangel im Genre des hiesigen Polizeifilms anzusprechen: Korruption ist hier so gut wie nicht existent. Wenn man mal von der Ausnahme „KDD“ absieht, wo es außer Amtsmissbrauch und Bestechlichkeit gar kein anderes Thema gibt – was wohl der Grund dafür ist, dass das Zweite die hoch gelobte Krawallserie jetzt auslaufen lässt. Noch schlimmer erwischte es einst ja das grandios verkokste Verschwörungsszenario „Blackou“ auf Sat.1, das ins Nachtprogramm verbannt wurde. Bloß nicht dreckig machen!

In anderen Ländern gehört Korruption indes zum guten Ton eines jeden Cop-Movies. Ein Polizeithriller aus Los Angeles oder New Orleans ohne raffgierige und drogenabhängige Ermittler? Undenkbar! Zum Beweis braucht man gar nicht aufs nächste Woche startende Remake von „Bad Lieutenant“ zu warten, in dem Nicolas Cage junge reiche Mädchen dazu zwingt, Crack zu rauchen und ihn oral zu befriedigen. Ein mit feinem Strich gezeichnetes Verwahrlosungsbildnis, gedreht übrigens vom deutschen Korrektheitsflüchtling Werner Herzog.

Aber auch schon Samstag lässt sich der Vorsprung amerikanischer Produktionen in Sachen Egomanen mit Dienstmarken studieren: Im kleinen Reißer „Dirty“ (Regie: Chris Fisher) kann man die B-Movie-Darsteller Clifton Collins jr. und Cuba Gooding jr. als afrohispanisches Undercover-Duo des LAPD dabei zuschauen, wie sie Bürger drangsalieren und mit Gangstern flirten. Zuvor als Homies in ihren Heimatvierteln eher machtlos, entwickeln der „Nigga und der Bohnenfresser“ (Selbstcharakterisierung) in dieser schmucklosen Mixtur aus „Boyz ’n the Hood“ und „Training Day“ einen enormen Nehmerwillen.

Ach, seufzt da der deutsche Krimigucker, dürften die Cop-Kollegen aus Berlin, Köln oder München doch auch mal so über die Stränge schlagen!

■ „Dirty“, Sa., 23.45 Uhr, Pro 7