… DER WIDERSTAND GEGEN GENTRIFIZIERUNG?
: Beim ersten lauen Gegenwind einknicken

Was ist mit den Aktivisten in dieser Stadt los? Der „Betroffenenrat Lehrter Straße“ in Moabit vertritt die Interessen der Anwohner der Straße, die vom Hauptbahnhof gen Norden führt. Zwischen Straße und den Gleisen von S- und Fernbahn ist eine große Fläche, die teilweise brachliegt, teilweise sind hier auch Kleingärten. Die Groth-Gruppe will dort ab Herbst nächsten Jahres eine Reihe von Häusern mit insgesamt 600 bis 700 Wohnungen bauen.

Schon jetzt ist absehbar: Das Riesenprojekt wird den Kiez in der Lehrter Straße völlig verändern und massiv aufwerten. Der Betroffenenrat wollte daher bei seiner turnusgemäßen Sitzung in der vergangenen Woche unter Tagesordnungspunkt sieben eine zehn Jahre alte SWR-Dokumentation über Klaus Groth und seine Verbindung zum Berliner Bankenskandal zeigen. So war es auch auf der Webseite der Initiative angekündigt.

Dann schrieb Groth einen Brief: Der Film enthalte viele Fehler. Und die „gesamte damalige Berichterstattung hatte eine ähnlich negative und verurteilende Tendenz“. Alle Vorwürfe hätten sich als unzutreffend erwiesen, was Groth damit zu belegen glaubt, dass kein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet wurde. Er werde „prüfen lassen, ob durch die Vorführung des Films erneut Rechte verletzt werden“.

Der Betroffenenrat nahm den Film von der Tagesordnung. Ein einfacher Brief, in dem noch nicht einmal konkret etwas angedroht wurde, reichte dafür schon.

Liebe Aktivisten, was habt ihr denn erwartet? Groth wird wohl kaum Dankesbriefe schicken und im Winter beim Unterschriftensammeln warmen Tee vorbeibringen. Wer einem anderen sein Multimillionengeschäft vermasseln will, muss damit leben können, nicht überall auf Gegenliebe zu stoßen. HEI