Neuer Anschlag in London

GROSSBRITANNIEN Festnahmen nach Brandanschlag auf islamische Schule. Islamisten wegen Planung von Anschlägen auf Rechtsradikale verurteilt

AUS LONDON DANIEL ZYLBERSZTAJN

Nachdem Sonntag um Mitternacht ein weiterer Brandanschlag auf Muslime in London verübt wurde, diesmal auf eine islamische Schule und Internat im südlichen Stadtteil Chislehurst, wurden am Montag nach Angaben der Londoner Polizei vier männliche Personen festgenommen. Nach Evakuierung der Schule mussten auch zwei Schüler mit Rauchvergiftung in ein Krankenhaus geliefert werden. Der Sprecher der Schule Sayed Mahmood bestätigte gestern jedoch, dass es den beiden wieder besser gehe.

Es wird angenommen, dass auch dieser Anschlag von Mitgliedern des rechtsradikalen Milieus aus Rache für die Ermordung des britischen Soldaten Lee Rigby am 22. Mai in Woolwich verübt wurde. Chislehurst liegt nur 10 Kilometer südlich von Woolwich. Letzte Woche war in Muswell Hill im Norden Londons bereits eine islamisches Gemeindezentrum in Brand gesteckt worden, und die Buchstaben der rechtsradikal EDL (English Defence League) prangten auf den verkohlten Mauern. Die Tatorte haben gemeinsam, dass sie vor allem als Bildungseinrichtungen für muslimische Kinder und Jugendliche dienen. In Chislehurst sollen die Täter von Überwachungskameras gefilmt worden sein.

Londons Polizeichef Bernard Hogan-Howe bekräftigte nach dem Anschlag am Wochenende, dass Londons islamische Einrichtungen „ununterbrochen uniformierten Polizeischutz erhalten“. Obwohl Hogan-Howe sich noch nicht auf antiislamische Delikte festlegen wollte, sprach er den Mord des Soldaten Lee Rigby direkt an. „Sein Mord sollte nicht dazu benutzt werden, die Londoner Gesellschaft zu spalten.“

Unterdessen verurteilte das Londoner Gericht Old Bailey sechs Islamisten aus der Region Birmingham zu Haftstrafen von bis zu 19 Jahren. Sie hatten sich schuldig bekannt, vor einem Jahr Anschläge mit Nagelbomben auf eine EDL-Veranstaltung im nordenglischen Dewsbury geplant zu haben. Die Anschläge scheiterten aber, weil sie erst nach Ende der Veranstaltung eintrafen.