„Wir sind vorbereitet“

HOCHWASSER Die Flut erreicht Hamburg. Aber Wassermassen aus dem Inland sind kein Problem

■ 54, leitet den Gewässer- und Hochwasserschutz im zuständigen Landesamt. Er ist gelernter Wasserbauingenieur.

taz: Herr Müller, was erwartet uns, wenn das Hochwasser heute Hamburg erreicht?

Olaf Müller: Seit Dienstag sehen wir, dass der Wasserstand zu Spitzenzeiten 40 Zentimeter höher sein wird. Aber die Elbe hebt und senkt sich ja jeden Tag. Am Fischmarkt steigt sie nun etwa auf 2,50 Meter über Normalnull. Das macht aber nichts. Die Kaimauer ist dann immer noch einen Meter höher.

Und an anderen Ufern?

Auch in der Speicherstadt sind die Mauern fünf Meter höher als Normalnull. Bei Altengamme wird das Wasser zwar über fünf Meter steigen, aber dort sind die Deiche auch auf 7,80 Meter Bemessungswasserstand ausgelegt. Auf Hochwasser, das aus dem Inland kommt, ist Hamburg vorbereitet.

Was könnte denn für die Stadt gefährlich werden?

Vor den Sturmfluten, die aus der Nordsee kommen, muss sich Hamburg besonders schützen. Eine solche Flut war 1962 Auslöser für das Hochwasser, bei dem rund 300 Menschen starben. Und auch 1976, als es die bisher höchsten Pegelstände in Hamburg gab, kam das Wasser aus der Nordsee.

Also könnte es wieder eine Katastrophe in Hamburg geben?

Der Senat will ab 2016 alle Deiche und Mauern um rund einen Meter erhöhen. Die Hamburger Deiche sind insgesamt 103 Kilometer lang und 78 Kilometer davon bestehen aus Erdstoffen. Sie sollen zuerst verstärkt werden. Danach werden die rund 25 km Hochwasserschutzwände zu erhöhen sein. Deiche sind bei Überströmung gefährdeter als Wände.

Das kann Jahre dauern.

Hochwasserschutz ist eine generationenübergreifende Aufgabe, weil der Meeresspiegel durch den Klimawandel steigt. Auch der Wind und der Vollmond beeinflussen den Pegel. Aber mit diesem Ausbau sind wir, nach unseren Berechnungen, für die nächsten Jahrzehnte gewappnet.

So sicher können Sie da sein?

Wir sind dann mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 7.000 vor Hochwasser sicher. Andere Großstädte, wie etwa Rotterdam, haben bereits ähnliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen.

Wer in einer Metropole lebt, braucht also keine Angst vor der Flut zu haben?

Genau. Trotzdem unterstützen wir zur Zeit die anderen Bundesländer, die vom Hochwasser betroffen sind. Meine Kollegen aus dem Landesbetrieb für Straßen, Brücken und Gewässer sind etwa nach Hohnstorf in Niedersachsen gefahren und schulen dort jetzt die Einsatzkräfte mit Schnellkursen: in Deichverteidigung.  INTERVIEW: KLU