Nach dem Wahlschock

Die Ergebnisse der Parlamentswahlen in Palästina schockierten vor zehn Tagen die Welt: Dass es für die radikal-islamische Hamas zur absoluten Mehrheit reichen würde, davon war kaum auszugehen. Wie wird der Wahlausgang das Leben vor Ort verändern? Jasna Zajcek, die im taz.magazin vor zwei Wochen über das Leben junger Palästinenser in den Autonomiegebieten berichtete, hat bei den Protagonisten ihrer Reportage („Checkpoint Palästina“) nachgefragt. Der 20-jährige Jad alias MC Boikutt, Wirtschaftsstudent und Sänger der HipHop-Truppe Ramallah Underground, erklärt den Sieg der Hamas mit ihrem Ruf, als einzige Partei unbestechlich zu sein. Fatal sei, dass Israel einst die Gründung der Hamas gefördert habe, um ein Gegengewicht zur alles beherrschenden Fatah zu schaffen, und nunmehr eine „Entschuldigung“ habe, „uns alle als Terroristen zu sehen und nicht mehr mit uns zu verhandeln“. Im Forum seiner Homepage www.ramallahunderground.com gibt es vor allem frustrierte Reaktionen junger Palästinenser. Ein User sorgt sich, „alle Künstler, jeder mit einem offenen Geist“ würden ein „willkommenes Ziel für die Hamas“ sein. Zustände wie im konservativen Gaza-Streifen befürchten in Ramallah viele. Sorgen löst auch das absehbare Einfrieren internationaler Hilfsgelder aus, womöglich auch für viele nichtislamisch geprägte Krankenhäuser, Schulen und soziale Einrichtungen.