die taz vor fünfzehn jahren über den nationalen Gebetstag für die US-Truppen am Golf
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Zum „Tag des Propheten Mohammed, an dem der heilige Krieg gegen die Ungläubigen begonnen“ habe, erklärte Saddam Hussein den 17. Januar. George Bush steht seinem Erzfeind im heiligen Krieg der Worte nicht nach. Der Konflikt mit dem Irak enthalte „alles, was die Religion verkörpert“, erklärte er letzte Woche, „den Kampf Gut gegen Böse und der menschlichen Würde und Freiheit gegen Tyrannei und Unterdrückung“.

Während die Bomben- und Raketenhagel auf die Geburtsstätte von drei Weltreligionen unvermindert weitergehen, nimmt der Mißbrauch der Religion zur Legitimierung des Krieges immer neue Formen an. Den gestrigen Sonntag erklärte die Bush-Administration zum „nationalen Gebetstag“ für den Frieden „und die Sicherheit der US-Truppen am Golf“. In vielen Gemeinden, die zunächst geschlossen gegen den Krieg waren, ist es – soweit sich in ihnen Anverwandte am Golf stationierter GIs befinden – inzwischen zu heftigen Spannungen gekommen. Bush, der seine Angriffsentscheidung „nach ausführlicher Gewissenserforschung und einem Gebet“ mit dem Prediger Billy Graham getroffen haben will, wiederholt bei jeder Gelegenheit, der Krieg gegen den Irak sei „gerecht“. Die Kriterien für einen „gerechten Krieg sind nicht erfüllt gewesen“, werfen eine Reihe katholische Bischöfe dem Präsidenten vor.

Andreas Zumach, 4. 2. 1991