JOSEF WINKLER ÜBER WORTKLAUBEREISIE BAUN AN EINEM HÄUSCHEN VON FEUDALFASSADENKITSCH FEIN – WER WIRD DER FINANZIER WOHL VON DIESEM HÄUSCHEN SEIN?
: Finanzausgleich für Legoland

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Nein. „I mecht mei königlich-boarische Ruah!!!“, rufe ich aus abermals gegebenem Anlass unserer Zweidreivierteljährigen entgegen, die, so hört man’s überall, „in so eine Phase kommt“, welche nach meiner Befürchtung wohl die kommenden anderthalb Jahrzehnte anhalten wird. „Aber wir ham kein König!“, hält sie dagegen. Äh, was? Ja, zefix! Wer hat bei dem Kind denn schon mit Staatsbürgerkunde angefangen? Lernen die so Zeug in der Krippe, oder wie?

Also gut, wir ham kein König. Aber erstens ist das in Bayern immer nur die halbe Wahrheit. Und zweitens: Wir ham auch kein Kaiser, und die in Berlin bauen trotzdem ein Stadtschloss. Ich muss ja sagen, ich war heute früh, als ich in den Nachrichten von der Grundsteinlegung hörte, schon kurz überrascht, dass diese, äh, Seltsamkeit tatsächlich immer noch „auf der Agenda steht“ und jetzt sogar „realisiert“ werden soll (gut: was immer das bei einem Bauvorhaben in Berlin heißt). Sie müssen verzeihen, wenn ich vielleicht unterinformiert bin und/oder nicht recht von Herzen einschätzen kann, was so ein Stadtschlossneubau für die Hauptstädter bedeutet, wie die gepeitschte Seele des echten Berliners daran eventuell sich aufzurichten würde in der Lage sein.

Aber erstens dachte ich, echte Berliner gibt’s eh keine mehr – oder wollen die Schwaben auch ein Schloss? Und zweitens hört man bei uns hier unten immer nur, Berlin habe ja, wenn man mal ganz genau nachzählen würde, überhaupt gar kein Geld nicht mehr, und das mit dem Flughafen sei so ein Riesenfiasko und man habe da immer noch alle Hände voll zu tun, und vielleicht machen sie jetzt bald lieber eine Großraumdisco draus, aber das würde auch wieder Probleme aufwerfen, weil – das hat offenbar niemand bedacht! – eine Disco ja auch einen Brandschutz braucht!

So Sachen hört man, und da fragen wir uns hier in Bayern halt einfach, ob’s nicht gescheiter wäre, jetzt mit unserem Steuergeld erst mal diese Flughafendisco ins Reine zu bringen, bevor man so ein Legoland-Knusperhäuschen vom Zaun bricht. Vorteil: Dann wäre auch noch ein bisschen Zeit, die restlichen 70 Millionen Euro Spendengelder zusammenzukratzen, die von den anvisierten 80 Millionen Spenden für die Fassade noch fehlen. Ja, komisch, gell? 10 Millionen haben die Deutschen erst gegeben für diese Fassade, wo doch die Politik beschlossen hat, dass dafür kein Steuergeld hergenommen werden wird, und darum muss das Geld aus Spenden zusammenkommen – und jetzt nach all den Jahren erst 10 Millionen?! Da könnte man ja fast meinen, diese Deutschen hätten noch andere Probleme und pompös verblasene Zuckerbäckerfeudalfassaden im Herzen von pleitegewirtschafteten Hauptstädten seien ihnen kein Herzensanliegen! Vielleicht sollte die Bundesregierung einen Rechtsanspruch auf die 80 Millionen Spenden klarmachen; dann kommen sie von selber, wie bei den Krippenplätzen!

Und wenn das auch nicht hinhaut, dann werden wir das schon irgendwie finanzausgleichen. Wir haben Reserven. Wir ham ja kein König mehr in Bayern, und Sie ahnen nicht, was einem das Geld spart.