Die kleine Wortkunde

Es klingt wie der Alptraum aller erzkonservativen Katholiken: Eine einflussreiche SCHWULENLOBBY mitten im Vatikan, die angeblich sogar Papst Benedikt XVI. aus dem Amt gedrängt haben soll. Gerüchte über solch eine Verbindung kursieren seit Langem. In einem internen Protokoll bestätigte Papst Franziskus nun jedoch die Existenz einer Schwulenlobby in der Kurie: „Sie ist da“ und „wir müssen sehen, was wir tun können.“

Das Wort „Schwule“ (männliche Homosexuelle) geht auf das niederdeutsche „swul“ (drückend heiß, ängstlich beklommen) aus dem 17. Jahrhundert zurück, das sich Anfang des 18. Jahrhunderts als Antonym zu „kühl“ in „schwül“ wandelte. Im 19. Jahrhundert taucht „schwul“ als abfälliger Begriff für Homosexuelle in der Berliner Gaunersprache auf, die Bezeichnung „warmer Bruder“ existiert seit 1772. Das heute im Sinne von „Interessenvereinigung“ gebrauchte „Lobby“ (Vorhalle des Parlamentes) wurde im 19. Jahrhundert aus dem amerikanischen Englisch entlehnt. Es stammt vom lateinischen „lobia“ (Laube, Galerie) ab, das wiederum auf das altfränkische „laubja“ (Laubengang) zurückgeht.

Ein alter Männerverein, abgeschlossene Klöster, Zölibat: Dass dort mehr als nur platonische Männerfreundschaften entstanden sind, klingt plausibel. Doch gibt es die Schwulenlobby wirklich? Vielleicht hat der Papst nur über eine nichtklimatisierte Vorhalle im Petersdom geklagt, gegen die man dringend etwas tun müsse. ERIK WENK