Müllmafia
: Mit Vollgas in den Skandal

Die Krise der AGR ist ein Produkt des alten NRW-Filzes. Die Großmannssucht eines schon vor Jahresfrist ausgeschiedenen Managers brachte den zweitgrößten kommunalen Müllkonzern Deutschlands vor die Pleite, und das Unvermögen der jetzigen Firmenspitze, den harten Realitäten ins Auge zu sehen, kann zum Kollaps des gesamten Konzerns führen. Das Machtgeflecht wird geschützt von einer unheiligen Allianz aus SPD-Größen und ängstlichen Aufsichtsbeamten in den Bezirksregierungen. Man könnte meinen, die sind alle im selben Familien-Clan und würden sich lieber ihre Hände abhacken, als etwas zu unternehmen.

KOMMENTAR VON DAVID SCHRAVEN

Das Szenario könnte dramatischer nicht sein. Bei einer Pleite der AGR fallen die Kosten auf den Regionalverband Ruhr zurück. Der arme Zusammenschluss aller Revierstädte kann die Verluste nicht tragen. Die Miesen blieben bei den Einzelstädten hängen. Und damit bei den Bürgern. Alles beim alten: Die normalen Leute sind die Geschröpften. Sie müssten noch mal für den Müll bezahlen, dessen Beseitigung sie schon einmal mit ihren Gebühren finanziert haben. Für jede Familie geht es um Hunderte von Euro.

Die Versuche, die Pleite noch abzuwenden, könnten verzweifelter kaum sein. Gegen gesetzliche Bestimmungen legte die AGR bis jetzt keinen Konzernabschluss vor. Und verschleiert damit den wahren Zustand der Finanzen. Lieferanten werden genötigt, vor einer Bank als Sicherheit herzuhalten. An anderer Stelle wollen die Manager gegen alle Bestimmungen neue Monsterkippen aufschütten.

Mit diesem Vorgehen bringt die AGR-Spitze eine ganze Branche zu Unrecht in Verruf. Nach den Trienekens-Skandalen bemühen sich die Müllmanager in NRW, den Abfall kostengünstig zu entsorgen. Dafür gibt es in der Privatwirtschaft und den Kommunen viele Beispiele. Allein die Ruhrpott-Granden haben den Wandel nicht verstanden und steuern mit Vollgas auf den nächsten Skandal zu.