Fischers grün-weißes Herz

„Verliert Werder seine Tradition?“: Bei der Podiumsdiskussion des Fanprojekts Bremen diskutiert man über Tafelsilber, den „Haufen Werder“ und die Halbwertszeit von Vereinsfarben

Bremen taz ■ Freitagabend im Ostkurvensaal. Rauchgeschwängerte Luft, die Discokugel steht still über der dezenten Ledersitzgruppe und die Gespräche drehen sich, klar, um Fußball. Das Fanprojekt Bremen hatte zur Podiumsdiskussion eingeladen – und viele kamen, um über Werders Traditionen und deren etwaigen Verkauf zu reden. Und darüber, ob Werders Farben denn noch grün-weiß seien oder doch „sexy“ orange, wie Werders Ausrüster Kappa es laut Klaus Dieter Fischer, Präsident des SV Werder und Geschäftsführer der Werder GmbH, genannt hat.

„Ich sehe den SV Werder und die GmbH als einen Haufen“, wird Klaus Dieter Fischer nicht müde zu betonen. Werder gehöre zu den wenigen Bundesliga-Vereinen, die noch keine Anteile verkauft hätten. Eben 100 % Werder. „Wir sind einen sanften Weg der Kommerzialisierung gegangen.“ Gemurmelte Zustimmung im Saal. „Das Tafelsilber“ – sprich der Stadionname und die Möglichkeit, Investoren in die GmbH zu holen – ist noch „fest in Werder-Hand“, erklärt Fischer.

Es sei die Verpflichtung „unseren Fans“ gegenüber den Zeitpunkt für Aktionen dieser Art genau zu prüfen. Ob die Aufstockung des Weserstadions um 10.000 Plätze so ein Zeitpunkt sei, fragt Moderator Olaf Kretschmer von Radio Bremen, der mit seiner Bemerkung „Orange ist wie ein Schnupfen, irgendwann verschwindet es schon“ für nachhaltige Verstimmung bei Fischer gesorgt hat. „Das wäre so ein Zeitpunkt“, so Fischer knapp. Bei der Festlegung des Namens auf fünf Jahre könne man mit etwa 2,5 Millionen pro Jahr für Werder rechnen. Andere Bundesligisten, wie zum Beispiel Hannover 96 mit der AWD-Arena, hätten ihren Namen für weitaus weniger verkauft.

Und den Investoren die Zukunft? Noch gebe es keine Verhandlungen mit Investoren, der „Haufen Werder“ habe sich auch dahingehend abgesichert, dass nur zwei der sechs Aufsichtsratsmitglieder vom Investor gestellt werden könnten. „Aber wenn morgen ein Investor für zwei Aufsichtsräte 100 Millionen böte, wären wir ja wohl mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir das nicht machen würden“, stellt Fischer klar.

Für die meisten Fans im Saal scheint das Werder-Orange ein tief oranges Tuch zu sein. So auch für Bettag, der sich in der Fan-Initiative „No!range“ für ein grün-weißes Werder Bremen engagiert. Orange sei beliebig, man habe sich aus kommerziellen Gründen gegen das traditionelle, bewährte Grün-Weiß entschieden. „Und die 40.000 verkauften Trikots in orange-grün?“, ruft Fischer dazwischen. Bettag: „Eine so erfolgreiche Mannschaft wie Werder hätte auch mit lila-gelb gepunkteten Shirts Kasse gemacht. Oder eben mit Grün-Weiß.“ Im Grunde sind sich doch alle einig, dass Werders Herz grün-weiß schlägt. Auch Fischers: „Wenn nicht meines, wessen dann?“ Orange, so nimmt man allgemein an, wird eines Tages nicht mehr sein als eine Episode in Werders langer und wechselvoller Trikotgeschichte.

„Die Trikot-Diskussion ist so alt wie die Bundesliga. In den 70ern hatten wir die blau-weißen Norda-Trikots, da haben uns alle Fischköppe genannt“, erinnert Thomas Haffke vom Fanprojekt. Am wichtigsten seien doch die Inhalte, die mit der Farbe transportiert würden. Bettag lässt nicht locker. Aktuell und schick, das werde mit der Farbe Orange transportiert. Mehr nicht. Anette Harasimowitsch