Brutus, alter Sack!

Die Serien „Rom“ (sonntags 20.15 Uhr, Premiere 1) und „Empire“ (ab heute 20.15 Uhr, Pro 7) zeigen, wie es, hm, wirklich war im alten Rom

Von BETTINA SCHULER

Im alten Rom scheint es genauso barsch zugegangen zu sein wie in einem Berliner Hinterhof: Da gibt’s kein freundliches „Ave“, wenn ein alter Freund nach Jahren die römische Legion in Gallien besucht, sondern nur ein „Brutus, alter Sack!“ von Feldherr Marcus Antonius. Zumindest, wenn man „Rom“, der neuen Sandalenserie auf Premiere, Glauben schenken mag, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Leben der Römer möglichst authentisch darzustellen. Deshalb wurden auch alle Legionärsdarsteller in ein Trainingslager geschickt. Ziel der Übung: wie die Menschen in der Antike zu leben, ohne Handy, Fernseher oder gar Dusche mit Warmwasseranschluss.

Ob die deutschen TV-Zuschauer diese Anstrengung zu schätzen wissen, ist noch offen. Als das ZDF kurz vor Weihnachten den historischen Zweiteiler „Nero“ zeigte, war die Quote jedenfalls alles andere als kaiserlich. Dennoch sind jetzt gleich zwei neue Antikserien im deutschen Fernsehen gestartet: „Rom“ aus dem Senderhaus HBO (sonntags um 20.15 Uhr auf dem Bezahlkanal Premiere 1) und die sechsteilige Miniserie „Empire“ (ab heute 20.15 Uhr auf Pro 7), produziert von der ABC. Und siehe da: Als hätten die Produzenten sich abgesprochen, schließen die Serien historisch fast nahtlos aneinander an.

„Rom“ beginnt im Jahre 52 v. Chr. mit dem römischen Bürgerkrieg, der durch die Rückkehr von Julius Caesar (Ciarán Hinds) nach seinem achtjährigen Eroberungskrieg gegen Gallien ausgelöst wird. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sind jedoch nicht die bekannten Feldherren und Senatoren, sondern die beiden Legionäre Lucius Vorenus (Kevin McKidd) und Titus Pullo (Ray Stevensons), deren Existenz durch Caesars Kommentare über den Gallischen Krieg historisch belegt sein soll. Und die mit ihrer Lebensgeschichte den Zuschauer durch die historischen Ereignisse führen.

Neben dieser Erzählebene gibt es vor allem jede Menge Sex und Blut. Doch kann man die ausgiebigen Kämpfe leider nicht immer allzu ernst nehmen, weil die Schwerter zu sehr nach Plastik aussehen. Dafür sind die Sexszenen umso authentischer. Fast scheint es sogar, als ob die Serie nur deshalb in der Antike spielt, um möglichst viele nackte Frauen in eine Serie packen zu können. Doch hätte man sich dann nicht so viel Mühe mit den Dialogen und Figuren gegeben. In diesem Punkt bleibt „Rom“ allen anderen HBO-Produktionen („Sopranos“, „Six Feet Under“) treu.

Bei ihrem Pro 7-Konkurrenten „Empire“ hingegen wird ganz auf den Erfolg von „Gladiator“ gesetzt. Das immer wiederkehrende Ährenfeldbild aus Ridley Scotts Film wird sogar fast eins zu eins übernommen. Die Figuren sind viel milder und weicher gezeichnet als in der HBO-Produktion: Der Feldherr Marcus Antonius (Vincent Regan) wird hier als besonnener Politiker inszeniert, wohingegen er in „Rom“ als ein sexgeiler Hallodri geschildert wird. Auch Caesar (Colm Feore), in „Rom“ unantastbar, hat in „Empire“ einen fast milden Zug. Besorgt erkundigt er sich bei seiner Schwägerin nach seinem Neffen Octavius (Santiago Cabrera), der nichts mit dem rotzfrechen Lümmel aus „Rom“ gemein hat, sondern ein wohlerzogener schüchterner Knabe ist. Weichzeichner und pathetische Musik à la „Herr der Ringe“ tun ihr Übriges. Eine echte Serie für Gladiatorfans eben.

Wer aber lieber fiese Intrigen, sexgierige Männer und machthungrige Frauen sehen will, sollte sich „Rom“ anschauen. Demnächst auch im Free-TV bei RTL.