Weniger Wachstum beim Carsharing

AUTOS Carsharing legt 2009 zu, aber weniger als in den Vorjahren. Schuld soll die Abwrackprämie sein

BERLIN taz | Eigentlich ist für die Branche alles super: 21.000 Menschen ließen sich allein im letzten Jahr bei Carsharing-Anbietern neu registrieren, damit steigt die Zahl der Carsharer bundesweit auf 158.000. Doch trotz der seit Jahren positiven Zahlen ist der Bundesverband Carsharing (BCS) nicht rundum zufrieden mit der Bilanz von 2009. Denn im Vergleich zu den Vorjahren ist der Kundenzuwachs etwas geschrumpft, auf 15 Prozent statt bis zu 20 Prozent in den Jahren zuvor. Schuld daran sei die Abwrackprämie, meint der BCS: Weil sie Geld für ihr altes Auto bekamen, hätten sich viele potenzielle Kunden gegen Carsharing und für ein neues Fahrzeug entschieden.

Insgesamt schade der private Autobesitz aber der Umwelt so der BCS. Denn trotz Abwrackprämie seien die im Carsharing eingesetzten Fahrzeuge im Schnitt jünger als die Pkws im Privatbesitz. Und sie hätten dadurch einen geringeren CO2-Ausstoß. Diesen Effekt bestätigt man auch bei Umweltverbänden.

Fraglich bleibt jedoch, ob tatsächlich ein direkter Zusammenhang zwischen der Abwrackprämie und den gesunkenen Zuwachszahlen im Carsharing besteht. Beim Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie hat man eine Studie über die Zukunftsaussichten von Carsharing bis 2020 gemacht. „Dabei haben wir festgestellt“, sagt Projektleiter Georg Wilke, „dass die meisten Kunden sich bewusst für Carsharing entscheiden, nur selten spielen finanzielle Aspekte dabei eine Rolle.“

Seiner Meinung nach kommt es beim zukünftigen Wachstum von Carsharing in Deutschland vor allem darauf an, dass die Anbieter die Verleihstationen ausbauen und sich neue Nutzermilieus erschließen. So kämen die Kunden meistens aus gehobenen Einkommensschichten, fast ein Drittel nutze Carsharing als Ergänzung zum eigenen Auto.

CHRISTOPH GURK