GEHT’S NOCH?
: Nicht gesellschaftsfähig

DIE VERTRIEBENENFUNKTIONÄRIN ERIKA STEINBACH SEHNT SICH NACH RUSSISCHEN VERHÄLTNISSEN FÜR SCHWULE UND LESBEN

War es nicht Zeit, endlich mit der Belohnungsprämie für heterosexuelle Paarschaften namens Ehegattensplittung aufzuräumen? Natürlich. Und wäre es dann nicht sinnig, mit schwulen oder lesbischen BürgerInnen auf Augenhöhe umzugehen?

Eine schafft das partout nicht. Ihr Name war sonst stets verbunden mit Vertriebenenpolitik, die sie höchstselbst auf das Niveau politischer Sektiererei heruntergewirtschaftet hat: Erika Steinbach, eine Hessin, bekennende Heterosexuelle. Die ihr stärkstes Stück Performance Mittwoch im Kreise der Anne-Will-Show in der ARD ablieferte. Da hätte sie sich erklären können: Weshalb sie ihren Irrglauben kultiviert, mit der Gleichstellung homosexueller Paare würde die Zukunft des Landes bevölkerungspolitisch vergeigt. Man kann das zur These verschmieren – vorausgesetzt, man ist bereit zum Dialog. Aber der Gewinn dieser Sendung lag nicht allein darin, einmal mehr das frostgefrorenste Dauerlächelantlitz dokumentiert zu sehen – nein, Steinbach entlarvte ihre homophobe Haltung in entscheidender Hinsicht: Alles, was sie ihren Kontrahenten mitzuteilen hatte, kam von oben herab, von der Warte des Eigentlichen. Sie sprach über Homosexualität in jenem totalitären Klang, der diese nur als Verfehltes, Ungunst und Misslichkeit nehmen kann. Steinbach, insofern, ist eine Interpretin heterosexueller Apartheid im Eherecht.

Sie hat in diesem Land keine Zukunft mehr, man darf ihr zur Auswanderung raten: Nach Russland, wo die Duma in diesen Tagen gesetzlich verbot, über Homosexualität positiv zu sprechen. Eine Vertreibung? Aber nur zu ihrem Besten! JAN FEDDERSEN