„Weder allein noch hilflos“

Schüler demonstrieren mit Luftballons für Kinder in Syrien, die unter dem Bürgerkrieg leiden

■ 30, studiert Kulturanthropologie und ist Mitgründerin der Initiative „Yalla“ für Freiheit und Demokratie in den arabischen Ländern.

taz: Frau Bessassi, hat der Bürgerkrieg Auswirkungen auf hiesige Kinder mit syrischen Wurzeln?

Imen Bessassi: Das ist ein Thema, das mich sehr bewegt. In vielen hiesigen syrisch- und libanesischstämmigen Familien läuft ganztags der Fernsehsender Al-Dschasira. Und der sendet schonungslose Bilder, denen die Kinder ja dann auch ausgesetzt sind. Angesichts dessen hatte ich schon länger die Idee, mit den Eltern darüber zu sprechen, wie sie das mit ihren Kindern verarbeiten.

Zum Beispiel durch die heutige Kinder-Demonstration in der Hamburger Innenstadt.

Ja. Das war allerdings nicht meine Idee, sondern die der sechsjährigen Amal. Sie stammt aus eine syrisch-libanesischen Familie und kam vor einigen Wochen zum Stammtisch von „Yalla“, einer Hamburger Initiative für Freiheit und Demokratie in den arabischen Ländern, die ich 2011 im Zuge des Arabischen Frühlings mit begründet habe: ein offenes Forum für in Hamburg lebende Menschen mit arabischen Wurzeln, die ihre Solidarität mit den Demokratiebewegung bekunden. Eine Tante von Amal ist bei Yalla aktiv und brachte das Mädchen mit.

Warum das?

Amal hat gesagt, dass sie etwas tun will für die Kinder, die unter dem syrischen Bürgerkrieg leiden. Gemeinsam haben wir uns dann überlegt, dass es schön wäre, mit anderen zusammen Luftballons steigen zu lassen, an denen Karten mit Wünschen für die syrischen Kinder hängen. Die Junge Akademie für Zukunftsfragen, mit der Yalla öfter kooperiert, hat dann geholfen, die Aktion in Schulen bekannt zu machen. Und die Junge Volkshochschule hat Geld gegeben.

Wer wird teilnehmen?

Zwei 8. Klassen aus Wilhelmsburg und Horn haben schon zugesagt. Weitere sind herzlich willkommen.

Die Aktion findet während der Unterrichtszeit statt.

Das stimmt. Wir haben aber bewusst die letzte Woche vor den Ferien gewählt, in der die Lehrer vielleicht gern etwas mit den Schülern unternehmen.

Was erwarten Sie von der Demonstration?

Einerseits wollen wir nochmals auf diesen Bürgerkrieg aufmerksam machen. Andererseits werden die Kinder bei dieser Demonstration erleben, dass sie weder allein noch hilflos sind. Dass sie etwas tun können. Auch wenn es scheinbar nur eine Kleinigkeit ist.  INTERVIEW: PS

Kinder-Demonstration: 10 bis 11 Uhr, Gerhart-Hauptmann-Platz