Gespräch gefordert

Professoren wehren sich in offenem Brief gegen Kritik an der Jugendarbeit in einem taz-interview

DÜSSELDORF taz ■ Christian Pfeiffer hat mit seinen Äußerungen in der taz über den Sinn von Jugendarbeit bundesweiten Protest hervorgerufen: ProfessorInnen kritisieren in einem offenen Brief den niedersächsischen Kriminologen und ehemaligen Justizminister Pfeiffer. Er hatte in einem Interview vor vierzehn Tagen behauptet, offene Jugendarbeit sei selten wirksam. „In vielen Zentren gibt es oft nur eine klapprige Tischtennisplatte und einen gelangweilten Sozialarbeiter.“ In der Jugendarbeit würde mehr repariert als vorgebeugt, es fehle an Konzepten. „Die Jugendarbeit hat sich nicht bewährt“, urteilte Pfeiffer.

Seine Kollegen sind über die Äußerungen empört. Werner Lindner vom niedersächsischen Landesjugendamt, Albert Scherr von der pädagogischen Hochschule Freiburg und Benedikt Sturzenhecker von der Kieler Fachhochschule bitten in ihrem Brief um weitere Proteste. „Diese Äußerungen sind nicht akzeptabel“, heißt es in dem Brief. Zum wiederholten Male habe sich Pfeiffer negativ verzerrend zum Arbeitsfeld Kinder- und Jugendarbeit geäußert.

„Mit fassungslosem Entsetzen“ hätten sie die fachlich fragwürdigen Äußerungen zur Kenntnis genommen, heißt es in dem Brief weiter. Pfeiffer habe öffentlich grassierende Vorurteile bekräftigt und so dem gesamten Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendarbeit Schaden zugefügt. Die Wissenschaftler führen die positive Wirkung der Jugendarbeit an, die durch aktuelle Studien immer wieder bestätigt werde. „Kinder und Jugendliche lernen Beziehungen konstruktiv zu führen, Konflikte zu bewältigen und Verantwortung zu übernehmen.“ In dem Brief fordern sie Pfeiffer zu einem offenen Schlagabtausch auf: „Wir suchen gerne die Diskussion mit ihnen – nicht aber den Austausch von haltlosen Stereotypen.“ JOE