berliner szenen Im Weekend

Existenzielle Hilflosigkeit

An sich ist das Weekend ein schöner Laden: Premium-Lage am Alex mit Premium-Blick, gutes Line-Up, einigermaßen okayes Publikum, das eine Schnittmenge aus, sagen wir, Fun und Matrix, aus WMF und Sage ist, eine resolute Klofrau. Nicht ganz so schön ist das Weekend, und da hilft auch kein Richie Hawtin mehr, wenn man an der schön mitten im Raum liegenden Theke so richtig übers Ohr gehauen wird. Wenn einem eine blondzöpfige Keeperin, weniger Typus Clubmaus als Typus Medizin-Studentin, aus einem Zwanzig-Euro-Schein einen Zehn-Euro-Schein macht und ein Beck’s-Bier plötzlich dreizehn Euro kostet statt drei Euro. Ein alter Trick, um das spärliche Trinkgeld aufzubessern, sagen die vor der Theke, gerade um drei Uhr in der Nacht, ein alter Trick, um zu Geld zu kommen oder weniger zu bezahlen, sagen die hinter der Theke.

Blöd nur, wenn man sich vorm Bezahlen den Schein genau angeschaut hat und sich vollends im Recht sieht. Keine Chance, nicht mitten in der Nacht an diesem Ort, nicht mit den laut wummernden Basslinien eines Richie Hawtin über allem. Kein Zugeständnis, kein Einlenken, kein Nichts von der sowieso stärkeren Seite. Die Blondbezopfte schüttelt den Kopf, zeigt einen Zehn-Euro-Schein, prüft die Fingerabdrücke, „Sind deine!“, verständigt sich mit ihren männlichen Kollegen und droht mit Rausschmiss, wenn man nicht gleich Ruhe gibt.

Was bleibt? Die totale Verblüffung, die Einsicht, so gar nichts ausrichten zu können, die schwerer wiegt als zehn Euro, gute Güte. Um nicht zu sagen: existenzielle Hilflosigkeit. Und der Ärger darüber, so mitten aus der Nacht gerissen zu werden und nach so einem Vorfall keinen Spaß mehr haben zu können. Das Weekend ist doch ein ziemlich beknackter Laden. GERRIT BARTELS