Nicht mehr nur sich selbst schützen

BUNDESWEHR Die deutschen Truppen in Afghanistan sollen mehr „raus in die Fläche“ – wie geht das?

BERLIN taz | Mit dem neuen Afghanistan-Mandat, das der Bundestag am Freitag verabschieden wird, ändert sich die Aufgabenbeschreibung für die Bundeswehr. Sie soll nun am Aufstandsbekämpfungsplan des Chefs der US-Truppen, Stanley McChrystal, teilnehmen. Laut Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) werden künftig auch deutsche Soldaten „mehr Präsenz in der Fläche“ zeigen, um die afghanische Armee auszubilden und die Zivilbevölkerung zu schützen.

Was aber dieses „Raus in die Fläche“ bedeutet – außer dass die Bundeswehr wohl mehr aus dem Schutz ihrer Lager heraus muss – bleibt bislang reichlich verschwommen. Klaus Reinhardt, ehemaliger Bundeswehr- und Nato-General, der 1999 und 2000 den KFOR-Einsatz im Kosovo befehligte, erklärte der taz, damit stehe die Bundeswehr in der Tat vor neuen Herausforderungen. Das heißt, „dass sie nicht nur tagsüber in die Dörfer fährt, sondern in den Dörfern lebt, dort auch die Nächte verbringt, sich so dicht wie möglich an die Menschen heranbegibt“, erklärte Reinhardt. Dies halte er für ein bewährtes Erfolgsrezept der Bundeswehr – nur dass es in Afghanistan bislang für nicht umsetzbar gehalten wurde. „Wo immer wir waren, ob in Somalia oder auf dem Balkan, haben wir uns immer mit der Bevölkerung zusammengetan. Daraus haben wir unsere Stärke gewonnen, dadurch wurde ein Aufbau des Landes möglich“, sagte Reinhardt. Bedingung sei freilich, dass die Bundeswehr „neue Kompromisse“ zwischen eigener Sicherheit und der Annäherung an die Zivilbevölkerung finde. „Es wird nicht funktionieren, nur mit schwer gepanzerten Fahrzeugen – womöglich Luken dicht – durch die Dörfer zu rollen. Mit Betonung der eigenen Sicherheit allein wird man die gesteckten Ziele nicht erreichen“, sagte der ehemalige General. UWI