DER ENTSCHEIDENDE SATZ
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Am Mittwoch sagte Angela Merkel auf der Pressekonferenz mit US-Präsident Barak Obama zu dem NSA-Überwachungsprogramm Prism einen merkwürdigen Satz: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ Nutzer des Onlinenetzwerks Twitter griffen ihn sofort auf, das Schlagwort „#Neuland“ wurde zum meistdiskutierten Begriff auf Twitter in Deutschland. Wie kommt Merkel, die das Twittern ihrem Regierungssprecher überlässt und selbst auf das Versenden von SMS steht, auf Neuland, ein für den Ackerbau urbar gemachtes Gebiet? Und warum nimmt sie mit dem Wörtchen „uns“ auch noch ihre Wähler in kollektive Sippenhaft? Merkel hat in der Schule ganz sicher den Roman „Neuland unterm Pflug“ von Michail Scholochow gelesen, der Pflichtlektüre in der DDR war und von einem Leningrader Arbeiter erzählt, der 1930 im Dongebiet bei der Kollektivierung der Landwirtschaft hilft. Daran wird sie aber nicht gedacht haben. Das World Wide Web, ein zentraler Dienst des Internets, den inzwischen die Mehrzahl der Deutschen nutzt, ist fast so alt wie die Wiedervereinigung. Kurz nach Bekanntwerden des Prism-Überwachungsprogramms wurde in den USA der Begriff „United Stasi of America“ geprägt. WAHN