in der taz vor 17 jahren: antifa-aktionen in ostwestfalen
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Erfreulich, die antifaschistischen Aktionen am Samstag in Dresden. Heute zur Erinnerung:

Im Anschluß an eine DGB-Kundgebung gegen Ausländerfeindlichkeit und Neonazis mit knapp 4.000 TeilnehmerInnen haben am Samstag in der ostwestfälischen Stadt Rahden mehrere tausend DemonstrantInnen den NPD-Bundesparteitag blockiert. Da die Polizei den Alt- und Neonazis ab dem späten Samstag vormittag auch gewaltsam keinen Zugang mehr zu ihrem Tagungsort verschaffen konnte oder wollte, blieben bis zum Abend 40 Prozent der NPD -Delegierten ausgesperrt. Aus den Reihen der mehr als 1.000 Polizisten wurden allerdings dreimal „chemische Keulen“ gegen die Blockierer eingesetzt.

Vor dem ringsum abgesperrten Tagungsort, dem etwas außerhalb gelegenen Gasthaus „Letzter Heller“, hatte die Polizei zunächst am Samstag morgen eine kleinere Blockade mit einem Tränengaseinsatz aufgelöst. Während und nach der DGB-Protestkundgebung füllten sich jedoch die Reihen der Blockierer immer mehr auf, so daß schließlich jeweils einige hundert bis tausend Antifaschisten auf den drei zum Tagungsort führenden Wegen standen. Nachdem gegen zwölf Uhr noch einmal rund 40 Polizeibeamte Tränengas sprühend, aber letztlich erfolglos in die Menge gestürmt waren, verzichtete die Einsatzleitung schließlich bis zum Abend darauf, NDPler durch die Blockade zu schleusen.

Als der NPD-Parteitag schließlich wie vorgesehen um 14 Uhr eröffnet wurde, hatten sich nur 195 oder genau 60 Prozent der 325 Delegierten in den Tagungsraum durchschlagen können. Drinnen stank es bestialisch, da drei Tag zuvor von „Unbekannten“ in der Kneipe Buttersäure ausgekippt worden war. Zudem verwehrten es die NDP-Ordner ihren „Kameraden“, auch nur zum Luftschnappen vor die Tür zu treten, mit der Behauptung, die Anti-Nazi-DemonstrantInnen würden mit Stahlkugeln schießen.Jürgen Voges, taz v. 13. 2. 1989