Die kleine Wortkunde

Counter, Call-a-Bike, Service-Point – dank der vom damaligen Chef Hartmut Mehdorn verordneten Image-Modernisierung der Deutschen Bahn gerieten Zugfahrten in den letzten Jahren zu kleinen Englisch-Kursen.

Nun will der Konzern intern wie extern den Gebrauch von Anglizismen zurückschrauben, Bahn-Mitarbeiter verfügen sogar über ein 2.200 Wörter starkes Glossar, in welchem im Zweifel deutsche Entsprechungen für englische Begriffe nachgeschlagen werden können. Besonders user-orientated waren die Sprachpfleger bei der „Hotline“, die nun urdeutsch „Service-Nummer“ heißt.

SERVICE ist ein Anglizismus, der Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Englischen ins Deutsche übernommen wurde. Zurück geht der Begriff allerdings auf das altfranzösische „servise“ (Dienst, Dienstleistung), das seine Wurzeln im lateinischen „servitium“ (Sklaverei, Sklavendienst) hat.

Auch wenn „heißer Draht“ korrekter gewesen wäre, die Deutsche Bahn ist mit ihrer „Hotline“-Umbenennung auf dem richtigen Weg. Zugegeben, „Sklaven-Nummer“ klingt eher nach 9-Live-Nachtprogramm, aber wenn das Unternehmen jetzt konsequent weitermacht, dann haben wir endliche eine exakte Bezeichnung für die telefonischen Kundenberatung der Deutschen Bahn.

Das Wort „Sklave“ stammt nämlich aus dem mittellateinischen „sclavus“, das so viel bedeutet wie „jemand, der nicht frei ist“ – also der Dauerzustand der meisten Service-Nummern.

ERIK WENK