Vodafone greift sich Kabel Deutschland

KOMMUNIKATION Britischer Mobilfunkriese attackiert Telekom. Angebot in Höhe von 7,7 Milliarden Euro

FRANKFURT rtr/dpa | Vodafone steht 13 Jahre nach der Übernahme von Mannesmann vor dem nächsten Milliardenzukauf in Deutschland. Der britische Mobilfunkriese bietet 7,7 Milliarden Euro für Kabel Deutschland. Der Kauf des größten deutschen Kabelanbieters durch die Briten wäre ein Frontalangriff auf die Deutsche Telekom. Kabel Deutschland stellte sich hinter das Übernahmeangebot. Gemeinsam werde man „der führende Telekommunikations- und TV-Anbieter in Deutschland“, sagte Vorstandschef Adrian von Hammerstein.

Kommt die Übernahme zustande, wäre sie der größte Firmenkauf in Europa in diesem Jahr. Vodafone bietet pro Kabel-Deutschland-Aktie 84,50 Euro in bar plus 2,50 Euro Dividende. Damit wird der Konzern mit 10,7 Milliarden Euro bewertet. Kabel Deutschland setzte zuletzt 1,83 Milliarden Euro um und hat 8,5 Millionen Kunden in 13 Bundesländern. Perfekt ist der Kauf jedoch erst, wenn Vodafone mehr als 75 Prozent der weit verstreuten Anteile eingesammelt hat.

Die Briten setzen mit ihrem Angebot den Rivalen Liberty Global unter Zugzwang, der selbst eine Offerte signalisiert hatte. Seit den ersten Übernahmespekulationen im Februar ist der Börsenwert von Kabel Deutschland um 37 Prozent oder 2 Milliarden Euro hochgeschnellt.

Das Bundeskartellamt will den Fall an sich ziehen. Gegen Liberty hätten die Wettbewerbshüter größere Bedenken – dem Konzern des US-Milliardärs John Malone gehört bereits mit 7 Millionen Kunden der zweite große deutsche Kabelanbieter Unitymedia KabelBW, der Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg versorgt.

Erbe der Bundespost

Kabel Deutschland ist wie seine Konkurrenten ein Erbe der Deutschen Bundespost. Sie baute einst das Kabelnetz auf, das derzeit Begehrlichkeiten weckt. Ende der 90er Jahre ging es an die Deutsche Telekom, die sich aus Wettbewerbsgründen von der Infrastruktur trennen musste. Damals wurde das Geschäft regional aufgeteilt.

Vodafone ist hierzulande der mit 32 Millionen Kunden zweitgrößte Mobilfunker, stößt aber beim schnellen Internet an seine Grenzen. Noch-Chef Vittorio Colao hatte einst das Ziel ausgerufen, Kunden vermehrt Komplettpakete aus Telefon, Internet und Fernsehen anzubieten („Triple Play“). Über Breitbandkabel sind auch Festnetzgespräche und Internetverbindungen möglich. Zudem testet Kabel Deutschland gerade Möglichkeiten, eigene Verteiler als Basis für drahtloses Internet zu nutzen, also WLAN-Hotspots zu schaffen, die viel Bandbreite bieten.