clement & rwe
: Konzerne bedanken sich

Wo ist Adamowitsch? Nein, Georg Wilhelm Adamowitsch ist und bleibt Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Doch sonst ist es um den einstigen NRW-Staatskanzleichef und Energiepolitiker einsam geworden. Minister Werner Müller war schon auf dem Weg zur Chefetage der RAG, als Adamowitsch mit Minister Wolfgang Clement nach Berlin wechselte. Alfred Tacke ging nach zwei Jahren zum RAG-Kraftwerksbauer Steag. Auch Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder ist im Konzerngeflecht angekommen: Als Aufsichtsrat von Gasprom und RAG-Berater. Gestern nun wurde Adamowitsch‘ Förderer Clement in den Aufsichtsrat der RWE Stromtochter gewählt. Das auch der CDU-ler Friedrich Merz der RAG beim Börsengang zur Seite steht, ist eine Randnotiz der muffigen Nähe zwischen Konzernen und Regierenden. Ein Skandal, der es mit den hastigen Ost-Privatisierungen unter Helmut Kohl leicht aufnehmen kann.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Der Karriereweg der Ex-Politiker in die Arme der Energiewirtschaft ist verwerflich, weil in ihren Amtszeiten Wesentliches für die Stromriesen geschah. Ob es die vom Wirtschaftsministerium gebilligte Eon-Fusion war. Oder die unkritische Russlandpolitik der Regierung Schröder. Oder die gezügelte Freiheit in den Stromnetzen. Stets waren ureigenste Interessen der Konzerne betroffen – nun bedanken sie sich mit schönen Posten.

Mit etwas Abstand wird man das unappetitliche Energiegefeilsche im Bund noch besser durchschauen – und auch die grüne Rolle darin. Für den Atom-Ausstieg verdrücken die Grünen manche Kröte. Weil auch die einstige Moralpartei damit – wie im Beschweigen von CIA-Aktionen – einer Glaubwürdigkeitskrise entgegen schliddert, hilft nur Aufklärung. Dass die Landesgrünen sich für den Untersuchungsausschuss zu Geheimdienst und Irakkrieg aussprechen, ist zu begrüßen. Sie sollten auch die Energiepolitik durchleuchten.