Wochenübersicht: Bühne: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Diese Woche geht ein neues freies Theater in Berlin ans Netz. „Ballhaus Ost“ nennt es sich und hat als prominentes Zugpferd Anne Tismer dabei. Gespielt wird in einem Saal in der Pappelallee in Prenzlauer Berg. Wo früher eine freireligiöse Gemeinde Gottesdienste abhielt, wird ab Donnerstag der Kunst gedient. Die Eröffnungspremiere inszeniert Theaterprinzipal Uwe Moritz Eichler: eine kapitalistische Tragödie auf der Basis einer Theaterbearbeitung von Rainer Werner Fassbinders Film „Die Ehe der Maria Braun“. In der Titelrolle natürlich Anne Tismer. Am Samstag folgt dann Uwe Moritz Eichlers Nazi-Revue „Don’t cry for me, Adolf Hitler“, die er zusammen mit seinem Koprinzipal Philipp Reuter in Szene gesetzt hat. Drittes Stück im Premierenmarathon ist das Tanzstück „No, he was white“, das Margrét Gudmundsdóttir, Sveinbjörk Pórhallsdóttir, Rahel Savoldelli und Anne Tismer 2005 beim „Modern Dance Festival“ in Reykjavík entwickelt haben. Vor einer Kulisse, die normalerweise nicht für das Theater gedacht ist, nämlich den unglaublichen Mauern der berühmten babylonischen Prozessionsstraße im Pergamonmuseum, spielt ein Theaterabend des französisch-iranischen Regisseurs Pedro Kadivar, „An einem Herbsttag irgendwo“. Dort flanieren, ins Gespräch vertieft, ein Exiliraner und sein deutscher Freund und beschwören Bilder von Liebe, Emigration und klassischer iranischer Kunst. Das Stück der Woche spielt ab morgen das Theater Wilde Mischung im Theater Hans Wurst Nachfahren in der Gleditschstraße, und zwar Lilly Waldens „Oh mein Gott!“ mit der Frage, ob die großen Weltreligionen ein Kasperletheater sein können. Hier sollen alle Götter und Religionen auf die Schippe genommen werden. Und zwar mit Respekt, wie das Theater eifrigst kund und zu wissen gibt. Nicht dass bald auch ein heiliger Krieg am Winterfeldtplatz tobt.
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