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KURZKRITIK: HENNING BLEYL ÜBER TANZTHEATERAlles Gender: the last Pusch

Nach 60 angespannten Minuten, nach tänzerischer Dauer-Power voller Gerempel, selbstgefälliger Soli, eitler Streckposen und zur Schau getragener Körperlichkeit – nachdem also Jan Puschs „Friendly Fire“ durch’s Schauspielhaus getobt ist, würde man sagen: ein absolutes Männerstück. Wenn da nicht der Umstand wäre, dass die selben Sequenzen an anderen Abenden von einer Frauen-Besetzung getanzt werden.

Das alternierende Genderkonzept ist der letzte der choreografischen Streiche, mit denen Pusch, der im Sommer nach Braunschweig wechselt, die Oldenburger Company aus ihrer „far in the west“-Randposition nachhaltig herausgeholt hat. Aber es ist nicht sein größter: Pusch lässt seine Tänzer über weite Strecken in einem neoklassischen Bewegungskanon agieren, der zunächst so unironisch daher kommt wie eine Werbung für Rasiercreme – fragt sich, welche Assoziation die weibliche Variante hervorruft. Dann nimmt die Scherzlust überhand: Pusch schließt mit einer soldatischen Comic-Persiflage, einem pubertären Epilog, der beim Publikum gleichwohl großen Anklang findet. Pusch ist zum Liebling der Tanzszene geworden, was die immer noch offene Nachfolgefrage umso spannender macht.

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