Gasag bleibt verschont

Millionen Gaskunden können bereits im April ihren Anbieter wechseln. Für Berliner gilt das leider nicht

Wenn der Gasmarkt liberalisiert wird, sinken auch wieder die Preise. Das glaubt zumindest Ulf Böge: „Bessere Wechselmöglichkeiten sollten sich letztlich auch in einem niedrigeren Preis niederschlagen“, sagte der Präsident des Bundeskartellamtes.

Das würde auch die Berliner Verbraucher freuen. Denn seit Oktober hat die Gasag die Preise gleich zwei Mal kräftig angehoben. Selbst eine weitere Erhöhung in den kommenden Monaten will das Unternehmen nicht ausschließen.

Die Voraussetzungen für mehr Wettbewerb seien längst geschaffen, sagt Gasag-Sprecher Klaus Haschker: „Netzdurchleitungen sind schon jetzt möglich.“ Bislang gibt es allerdings noch keinen Versorger, der auf dem Berliner Markt einsteigen will. Erst Ende Januar hatte sich die Bundesnetzagentur mit der Gaswirtschaft darauf geeinigt, den Markt für Privatkunden zum 1. Oktober zu liberalisieren.

Sieben überregionale Gasunternehmen haben sich nun verpflichtet, ihren Kunden sogar schon ab 1. April die Wechselmöglichkeit anzubieten. Im Gegenzug hat das Bundeskartellamt Missbrauchsverfahren gegen die sieben Gasversorger eingestellt. Die Verfahren waren Ende Januar wegen des Verdachts absichtlich überhöhter Gaspreise eingeleitet worden.

Zwar gehört die Berliner Gasag nicht zu den Unternehmen, die wegen ihrer Preispolitik ins Visier der Wettbewerbsbehörde geraten waren. Doch nach der Preiserhöhung im Oktober hatten 42 Kunden beim Landgericht Berlin eine Sammelklage gegen die Preispolitik des Versorgers eingereicht. Sie fordern die Offenlegung der Preiskalkulation. „Bisher gab es dazu immer nur Behauptungen“, sagt der Jurist Bernd Ruschinzik von der Berliner Verbraucherzentrale. „Wir wollen aber Beweise.“ An einen Preissturz nach der Marktöffnung glaubt Ruschinzik nicht: „Die sind schon bei der Liberalisierung des Strommarktes ausgeblieben.“ MARTIN REISCHKE

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