DAS DING, DAS KOMMT
: Ein Beutel voller Geld

FÖRDERUNG Der „Kunstbeutel“ enthält 40.000 Euro, die von einem Anonymus an ambitionierte Künstler verteilt werden

Nur der Amtsleiter der Hamburger behörde weiß, wer dieser Mensch ist, der in nächster Zeit durch Ausstellungen, Galerien und Projekträume gehen wird, um Geld zu verteilen. Genannt wird er der „Kunstbeutelträger“, weil in seinem Beutel insgesamt 40.000 Euro sind, die er nach eigenem Gutdünken an Künstler weiterreichen kann, die es seiner Meinung nach verdient haben.

Besonders wird er nach Künstlern und Projekten fahnden, die noch nie von der behörde gefördert wurden – oder die nie einen Antrag stellten, weil sie Bürokratie nicht mögen. Das Experiment soll nämlich auch, sagt behördensprecher Enno Isermann, „zeigen, ob unsere üblichen Förderinstrumente lückenhaft sind“.

Vorgeschlagen wurden mögliche „Kunstbeutelträger“, die Künstler oder kunstaffin sein müssen, von einer 11-köpfigen Künstler-AG. Sie nennt sich selbst „Kunstneigungsgruppe“ und tagt – ursprünglich auf Initiative der Verwaltung – seit über einem Jahr regelmäßig in der Kulturbehörde, um über bessere Fördermöglichkeiten und die Situation der bildenden Kunst in Hamburg zu sprechen. Aus 22 Vorschlägen dieser Gruppe hat die Behörde dann per Tombola den „Kulturbeutelträger“ gewählt, der eine Aufwandsentschädigung von 2.500 Euro bekommen soll.

Dass die Kultursenatorin für das zunächst bis Dezember laufende Experiment dem Finanzsenator 40.000 Euro abgeschwatzt hat, mag man allerdings kaum glauben. Doch der Behördensprecher schwört Stein und Bein, dass es so sei, und dass kein anderes Projekt dafür leiden müsse.

Dabei darf der anonyme „Kunstbeutelträger“ von den 40.000 nur maximal 10.000 Euro „am Stück“ einem einzelnen Künstler oder einer Gruppe geben. Das Geld soll also möglichst demokratisch gesplittet werden – und den Counterpart zur Anonymität des Jurors bildet die größtmögliche Transparenz im Netz: Auf einer eigens eingerichteten Homepage muss der „Kulturbeutelträger“ nämlich über die Gründe seiner Förderentscheidungen informieren. Das ändert zwar nichts an der Entscheidung, die Behörde verspricht sich davon aber einen lebhaften Diskurs innerhalb der Künstlerschaft.

Wie das Projekt im Dezember evaluiert werden soll, ist allerdings noch unklar. „Wenn es ein Erfolg war, werden wir versuchen weiterzumachen“, sagt Behördensprecher Isermann. Und ein Erfolg sei es dann, wenn die Geförderten der Hamburger Kunstszene neue Impulse vermittelt hätten. Oder wenn es nicht näher definierte „Überraschungen“ gegeben habe.

PETRA SCHELLEN

■ www.kunstbeutel-hamburg.de