Träumen mit Tonka

PRODUKTTEST Tonka, klingt wie Tonga und ist genauso fremd

Niemand muss Tonka kennen. Wer sie indes kennengelernt hat, vergisst sie nicht mehr. Dieser Wohlgeruch, dieser Wohlgeschmack, diese Sinnestäuschung. Richtige Vanille? Nein, Tonka – falsche.

Tonka ist wie der Name einer Frau, sie ist klein, schwarz, exotisch, intensiv – eine heiße Schale, ein heißer Kern. Und wie alle Verführung nicht ohne Gefahr.

Vor allem aber: Tonka wächst an einem Baum – in Südamerika zumeist. In seinem Samen steckt die Kraft. Eine, die, wer daran riecht, davon schmeckt, um den Verstand bringen kann. Sie sei hypnotisierend, erotisierend und wird gelegentlich zur Herstellung von Herrenparfüms verwendet.

Okay, am besten noch mal von vorn: Wer einmal Mandel-Tonka-Mus im Bioladen gekauft und davon genascht hat, versteht, dass es da einen Duft gibt, der Vanille toppt. Tonka eben. Was im Mandelmus schmeckt, muss doch auch in Kuchen oder süßen Desserts wirken, denken neugierige GenießerInnen und machen sich auf die Spur dieses Dings. Schnell kommt raus: Es gibt es eigentlich nur in der Apotheke. Warum? Weil’s ’ne Droge ist. Vordergründig krebserregend (wenn überdosiert), hintergründig die Sinne erregend (wenn wohldosiert).

Und so geht das dann immer weiter. Rezepte werden wie ein Samisdat weitergereicht. Gestern habe ich ein wenig Tonkaverrieben, verbrannt, tief eingeatmet und sogar süß geträumt darauf.WALTRAUD SCHWAB