Die Olympia-Frage: Ist Kati Witt noch tragbar?
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NEIN. Die DDR liegt in den letzten Zügen. Ihre Errungenschaften sind vergessen, ihre letzten Bauten werden grade abgerissen, ihre Helden sind entsorgt. Wie es aussieht, wird nichts bleiben von der DDR. Außer Kati Witt.

Ständig sieht man bei Olympia Kati Witt. Grinsend auf Georg Hackl rumrodeln. Grinsend neben Ingo Steuer stehen, als der seine Stasi-Aktivitäten zur Privatsache erklärt. Grinsend, als Waldemar Hartmann (ARD) sie mit den Worten „Vollblut, immer noch“ tja, was … betatscht oder eher: charakterisiert?

Gemein: Warum darf Kati Witt, 40, stehen bleiben, während man den Palast der Republik abreißt? Und Ulrich Wehling keine Sau kennt? Weil Kati Witt die Kati Witt des Westens geworden ist. Ihre Olympiasiege sind „richtige“. Wenn dereinst auch alle Medaillen der DDR annulliert sind, wird hinter Kati Witts Namen „BRD“ stehen! Ihr werdet es erleben. Und nun zur Frage: Kati Witt ist nicht tragbar in ihrer teeniestyle-giggelnden Bedienung des Kleinschrebergarten-Erotikverständnisses der Waldemars. Aber ihr Erfolg zeigt, dass der Westen nicht so anmaßend sein sollte. Hier liegt auch einiges im Argen. PU

NEE. Kati Witt, die Allzweck-Waffe der Öffentlich-Rechtlichen, ist immer da, wo Olympia ist. Diesen Vorsprung weiß sie zu nutzen, um dann sehr substanziell zu fragen: „Mal ganz ehrlich: Sind Hosen nicht viel sexier als Röcke?“ Wir erfahren außerdem: Kati hat keinen Typ. Sie mag Sushi mit Artischocken. Und gut drauf ist das Kind aus dem Karl-Marx-Städter Küchwald sowieso. Nicht so miesepetrig wie die graugesichtigen Oststars, die zwar sächseln wie Kati, es aber scheuen würden, sich breitbeinig im Minirock auf einen Rodel zu legen. Kati macht das alles mit. In ihr spiegelt sich das schale Sport-Entertainment von ARD und ZDF. Ja, die Gute-Laune-Kati macht sogar munter mit, wenn IM Torsten alias Ingo Steuer sein Stasi-Schergentum banalisiert. Kati verzeiht dem Eiskunstlauftrainer. War doch alles nicht weiter schlimm. Der Ingo habe doch nur über Fahrten im Lada berichtet. Auszug gefällig? „Wir mussten stoppen, weil uns wegen der starren Hinterachse übel wurde.“ Noch Fragen? Längst wohnt Kati Witt im Horrorkabinett des Blättchens Bunte. Dort gehört sie hin. Nicht in die Olympiaberichterstattung der TV-Anstalten. MV