GERHARD DILGER ÜBER URUGUAYS NEUEN PRÄSIDENTEN, DEN EXGUERILLA MUJICA: Vorbild für die Latino-Linke
Die Garde der volkstümlichen linken Präsidenten Lateinamerikas ist um ein schillerndes Exemplar reicher: José Mujica in Uruguay. Eine Woche bevor in Chile der rechte Milliardär Sebastián Piñera in Chile das Präsidentenamt übernimmt, strahlt dieses Signal weit über das Dreieinhalb-Millionen-Land am Río de la Plata aus.
Der Neue ist mehr als ein weiterer Hoffnungsträger – er und seine Basis sollten ein Vorbild für die Latino-Linke sein. Ganz unaufgeregt zeigt der 74-jährige Exguerilla, dass die Vision von einer gerechteren Gesellschaft und Pragmatismus kein Widerspruch sein müssen. Dabei kommt ihm die politische Kultur Uruguays zugute, in der mehr gestritten wird als anderswo – auch innerhalb des pluralistischen, seit 1971 bestehenden Linksbündnisses Frente Amplio. Dort wurde Mujica nach transparenten Vorwahlen zum Kandidaten gekürt, und das gegen den erklärten Willen seines Vorgängers Tabaré Vázquez.
Dank einer eigenen Parlamentsmehrheit kommt Mujica nicht in die Verlegenheit, trübe Allianzen mit der Rechten zu schließen: das unterscheidet ihn von seinem erklärten Vorbild Lula in Brasilien. Und: „Regieren ist Teamarbeit“, weiß er. Ein Personenkult à la Hugo Chávez oder Raffael Correa ist mit ihm nicht zu machen.
„Wenn wir den Reichtum nicht vervielfältigen, ist alles andere Geschwätz“, so Mujicas Überzeugung. Deswegen hofiert er große Investoren und predigt die weitere Öffnung der Volkswirtschaft. Hier liegt womöglich die größte Schwachstelle des uruguayischen Modells. Auch der neue Präsident setzt auf den Bau weiterer ökologisch bedenklicher Zellstoffwerke, aus denen der kaum veredelte Rohstoff in die Papierfabriken des Nordens oder nach China exportiert wird. Für eine ökosoziale Wende hat er bislang wenig mehr zu bieten als sein „Pepemobil“ mit Elektromotor.
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