Weiterer Unfall in Haasenburg-Heim

GEWALT In der brandenburgischen Jugendhilfeeinrichtung ist 2006 ein Junge aus dem Fenster gestürzt

BERLIN taz | In der Affäre um die Haasenburg GmbH aus Brandenburg sind weitere Details bekannt geworden. Bereits im Jahr 2006 ist in der Jugendhilfeeinrichtung in Jessern ein Junge aus dem Fenster gestürzt. Ein ehemaliger Insasse hatte die taz darüber informiert. Das zuständige Potsdamer Bildungsministerium bestätigte gegenüber der taz den Vorfall. Der Vorfall sei bekannt, sagte Ministeriumssprecher Stephan Breiding. Der Junge habe überlebt und hätte „nach ärztlicher Diagnose keine gefährlichen Verletzungen“.

Der heute zwanzig Jahre alte Zeuge sagte der taz, er habe nie erfahren, ob der Junge überlebt hat. Der Jugendliche sei mit einem Betreuer im Zimmer gewesen, als er mit einem Stuhl die Scheiben zerstört habe und daraufhin aus dem Fenster gestürzt sei. Er habe an der Dachrinne gehangen und sei dann vom oberen Stockwerk auf den Boden gefallen. Ein Hubschrauber habe den Jungen später in ein Krankenhaus geflogen. Er sei nicht mehr ins Heim zurückgekehrt. Danach seien in der obersten Etage Panzerglasscheiben eingebaut worden. Wie die taz berichtete, war bereits im Jahr 2008 im gleichen Heim in Jessern eine 16-Jährige aus dem Fenster gestürzt und gestorben. Ein Jahr zuvor hatte sich in der Haasenburg GmbH am Standort Neuendorf eine 15-Jährige selbst getötet.

In den drei Heimen der GmbH sollen in der Vergangenheit jugendliche Bewohner unter anderem Knochenbrüche erlitten haben oder über mehrere Tage auf Liegen fixiert worden sein. Der Betreiber bestreitet dies.

Die Staatsanwaltschaft Cottbus hat in zwei Fällen Ermittlungen aufgenommen. Am Freitag hat eine Untersuchungskommission zur Aufklärung der Vorwürfe ihre Arbeit aufgenommen. KAJ, KAS