Kosten sind nicht entscheidend

Die deutschen Hersteller können gute Löhne zahlen. Dafür müssen sie aber auch gute Autos bauen. Wenn das nicht gelingt, werden Personalkosten zum Problem

BERLIN taz ■ Es geht nicht nur um DaimlerChrysler. Der Automobilhersteller will zwar in den kommenden Jahren 8.500 Stellen in Deutschland streichen. Doch damit scheinen sich die Stuttgarter nur dem allgemeinen Branchentrend anzupassen. Volkswagen will mit 20.000 Mitarbeitern weniger auskommen. Bei Opel wurde im vergangenen Jahr die Belegschaft um 9.000 Mitarbeiter verkleinert, bei Ford-Deutschland gingen 1.350 Arbeiter und Angestellte. Was ist los bei den deutschen Autobauern?

Die gängige Antwort: Die Produktionskosten in Deutschland sind zu hoch, vor allem angesichts des deutlich niedrigeren Lohnniveaus in Osteuropa oder Asien. Dabei sind die Personalkosten „nicht das primäre Problem“, meint zumindest Automobilanalyst Stephan Doxner von der Landesbank Baden-Württemberg. Entscheidend sei, „wie attraktiv das Produkt ist“.

Der Kunde sei bereit, für Autos einen höheren Preis zu zahlen, wenn er dafür eine besonders gute Qualität oder technisch innovatives Fahrzeug bekommt. Von dieser „Preisprämie“ hat zum Beispiel Mercedes lange gut gelebt, und auch VW konnte seine Kernmarke vergleichsweise teuer verkaufen.

Aber: „Bei der Haltbarkeit und Zuverlässigkeit haben die deutschen Hersteller 2005 einen Imageschaden erlitten“, sagt Autoexperte Christoph Stürmer vom Wirtschaftsforschungsinstitut Global Insight. Damit fällt die Rechtfertigung für höhere Preise weg, gerade in Zeiten sinkender Reallöhne. „Und ohne die Preisprämie werden die Personalkosten zum echten Problem“, meint Doxner.

Die Lage wird verschärft durch steigende Rohstoffpreise und eine allgemeine Kaufzurückhaltung auf dem Automarkt in den vergangenen Jahren. Weltweit produzierten die Firmen zu viele Autos, die dann nur mit hohen Rabatten und entsprechend niedrigerem Gewinn verkauft werden konnten.

Die deutschen Hersteller haben die Situation allerdings unterschiedlich gemeistert. Einem Branchenvergleich der IG-Metall zufolge haben Porsche, BMW und zum Teil auch Audi zugelegt, während DaimlerChrysler, Opel und Ford „teils erhebliche Verluste hinnehmen“ mussten.

Nun produziert Porsche für das kleine Luxussportwagen-Segment und ist nur zum Teil mit Massenproduzenten vergleichbar. Doch auch Unternehmen, die ein breiteres Kundenspektrum ansprechen, können bei allen Branchenproblemen gute Geschäfte machen. Die Gewerkschaftsstudie, die die Bilanzen der Jahre 2003 und 2004 vergleicht, legt eine Erklärung nahe: Die innovativsten Hersteller mit überdurchschnittlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung waren BMW und Audi.

STEPHAN KOSCH