HAMBURGER SZENE VON ROGER REPPLINGER
: Die Zeitmaschine

In meinem Garten liegen Neujahrsraketen im Gras. Etwas zerzaust. Ruhten acht Wochen unter Eis. Waren immer da, allerdings unsichtbar. Nun ist das eine weg, das Eis, und das andere, das nie weg war, wieder da. Ein Beweis für die wichtige erkenntnistheoretische Einsicht, dass auch das, was man nicht sieht, existiert.

Eis ist als Aufbewahrungsort besser als jeder Tresor. Kennt man in unseren Breiten sonst nur vom Kühlschrank. Hatten wir zwei Monate Kühlschrank draußen. Der hat Silvester konserviert, im Eis des Himalaja findet man ja auch noch nach Jahrzehnten prima erhaltene Tagebücher, Filme, und deren verewigte Erzeuger. Das Eis lässt uns in die Vergangenheit schauen. Eis ist eine Zeitmaschine.

Flugs sind wir bei den Schlaglöchern. Alle schimpfen über sie. Das ist nicht recht. In Winterhude im Mühlenkamp ist straßenmittig ein tiefes Schlagloch. Sehr tief. Wo ist der Archäologe des Asphalts, der es nutzt, um an der Zusammensetzung der Asphaltschichten, die hier sichtbar werden, verschiedene Epochen des Baus dieser Straße zu unterscheiden? Der Asphalt war von Schulz, der von Klose, Dohnany, Vorscherau und so weiter. Hier: HSH Nordbank, der Asphalt wird schlechter. Am Boden des Lochs: Pflastersteine, rot. Vorkriegsware? Fahren Sie mal durch – erleben Sie Geschichte!