Schöner sitzen auf Tropenholz

MÖBEL Göttingen hat Bänke aus Kambala-Holz aufgestellt und unterläuft damit einen alten Ratsbeschluss

Es darf zertifiziertes Tropenholz verwendet werden – im Wasser- und Brückenbau

Die Stadt Göttingen hat in der sanierten Fußgängerzone Bänke zum Probesitzen aufgestellt – mit Lehnen und Sitzen aus Tropenholz. Mit diesen Bänken unterlaufen sie einen 24 Jahre alten Ratsbeschluss. 1989 hatte der Stadtrat mehrheitlich beschlossen, dass von der Stadt kein Tropenholz verbaut werden darf.

2003 wurde der Beschluss etwas aufgeweicht: Es darf zertifiziertes Tropenholz verwendet werden – allerdings ausschließlich im Wasser- und Brückenbau.

„Aber doch nicht für Sitzbänke in der Stadt“, sagt Landwirt und Umweltaktivist Ludwig Pape. Er habe „auf den ersten“ Blick gesehen, dass das Holz auf den Sitzbänken aus den Tropen stammt. Pape informierte die Göttinger Linke und die machte die Angelegenheit öffentlich.

Inzwischen haben sowohl die Stadtverwaltung als auch die Herstellerfirma bestätigt, dass für die Bänke Kambala-Holz aus Zentralafrika benutzt wurde. Es sei für „Stadt-Mobiliar“ viel besser geeignet als europäisches Holz, erklärte ein Unternehmenssprecher. Es werde ausschließlich FSC-zertifiziertes Holz bezogen und verarbeitet. Dieses Siegel garantiere, dass das Holz schonend und nachhaltig geerntet werde. Allerdings lehnen die meisten Umweltverbände auch zertifiziertes Tropenholz ab.

„Wir hätten schon gerne eine Erklärung dafür, wie es sein kann, dass der offensichtliche Verstoß gegen die Beschlüsse des Rates in diesem langen Planungsprozess erst durch Zufall einem Passanten beim Probesitzen aufgefallen ist“, sagt Katrin Reuter von den Grünen.

Und zunächst erklärte die Verwaltung, man habe sich auch „im Sinne des Ratsbeschlusses von 2003“ bewusst für diese Holzart entschieden. Mittlerweile hat im Rathaus ein Umdenken eingesetzt und Stadtbaurat Thomas Dienberg schlägt vor, für die Bänke doch Lärchenholz zu verwenden.  REIMAR PAUL