das wichtigste
: Osthoff wieder im Irak

Sie sei „aus privaten Gründen“ im Irak, um „Dinge zu erledigen“, berichtet die Archäologin der taz

ERBIL taz ■ Susanne Osthoff hat nach ihrer Freilassung aus der Geiselhaft nie Zweifel daran gelassen, dass sie sich dem Irak verbunden fühlt. Von hier stammt der Vater ihrer Tochter, hier hat sie auch familiäre Bindungen, und hier hat sie über Jahre hinweg gearbeitet. Viele Iraker waren deshalb nicht verwundert, als sie von der Rückkehr Osthoffs ins Zweistromland erfuhren. Am Mittwoch traf Osthoff in der kurdischen Hauptstadt Erbil ein. Die Bundesregierung hatte sie vor diesem Schritt gewarnt. Er hoffe, dass Osthoff das Land bald wieder verlasse, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier gestern.

Von einem Großteil der deutschen Öffentlichkeit fühlt sich die Archäologin aber ohnehin missverstanden. „Es reicht, was mir angetan wurde“, sagte Osthoff in einem Gespräch mit der taz. Deshalb gebe es auch keinen Grund, die Öffentlichkeit über die Motive ihrer Reise zu informieren. „Ich bin privat hier, um Dinge zu erledigen, die noch zu erledigen sind.“

Osthoff war Ende November in Bagdad verschleppt worden, kurz vor Weihnachten kam sie wieder frei. Kurz nach ihrer Freilassung war über hohe Lösegeldzahlungen spekuliert worden. Später hieß es, während ihres Aufenthalts in der deutschen Botschaft in Bagdad sei in ihrer Kleidung ein Teil des Lösegeldes aufgefunden worden. Verwirrende Fernsehauftritte und ihr unkonventioneller, von Phasen finanzieller Not gezeichneter Lebensstil, taten das Ihrige, um die Gerüchte ins Kraut schießen zu lassen. Nach ihrer Freilassung hielt sich Osthoff vor allem in arabischen Ländern auf.

Während der Begegnung in Erbil sind Osthoff die Strapazen der vergangenen Wochen deutlich anzumerken. An ihrem linken Arm trägt sie nach einem Unfall einen Gipsverband. Sie sei aus humanitären Gründen in den Irak gereist, sagte Osthoff. „Ich will zu Ende führen, was ich begonnen habe.“ Bis zu ihrer Entführung hatte die Archäologin die Restaurierung einer osmanischen Karawanserei in Mossul betrieben. Das Vorhaben wurde von der Bundesregierung finanziell unterstützt. Zudem plante sie in Kooperation mit dem Kulturministerium in Erbil den Aufbau eines deutschen Kulturinstituts. Dafür hatte ihr die Botschaft ebenfalls ihre Unterstützung zugesagt.

Kurdische Politiker haben wiederholt betont, dass Osthoff in Kurdistan jederzeit willkommen sei. Da sie keine Verbrecherin, sondern Opfer sei, gebe es keinen Grund, ihr den Aufenthalt im kurdischen Norden zu verweigern. „In Kurdistan wurden keine Ausländer entführt, hier gibt es für Susanne Osthoff keine Gefahr“, sagte der stellvertretende Innenminister Faika Rash. Regierungsvertreter wollten auch eine weitere Zusammenarbeit mit der Archäologin nicht ausschließen.

Seit mehr als drei Wochen sind im Irak zwei Ingenieure aus Sachsen in der Gewalt von Entführern. Anfang der Woche tauchte ein neues Video mit den Geiseln auf. Darin haben die Kidnapper von der deutschen Bundesregierung erneut gefordert, jegliche Zusammenarbeit mit dem Irak einzustellen. INGA ROGG