DER ENTSCHEIDENDE SATZ
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Portugals Etatdefizit steigt auf über 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, die Regierung taumelt. Griechenland ist quasi zahlungsunfähig, der nächste Schuldenschnitt kommt, wahrscheinlich nach der Wahl in Deutschland. Und Zypern. Und Spanien. Und. Und. Und. Logisch, dass die Europäische Zentralbank (EZB) – anders als die US-amerikanische Notenbank Fed – im Dramamodus bleibt. Wie Sedativa sollen die Sätze von Mario Draghi am Donnerstag nach der Sitzung des EZB-Rats klingen: Der Ausstieg aus der ultralaxen Geldpolitik sei „noch sehr weit entfernt“, sagte der Präsident. Und: Es handele sich „nicht um 6 Monate, es sind nicht 12 Monate – es ist ein ausgedehnter Zeitraum“.

Vor der Krise waren öffentliche Statements von Notenbankern labbrig wie Haferschleim und prägnant wie Wochenhoroskope in Bild der Frau. Hä? Wie geht es jetzt mit dem Leitzins weiter, rätselte die Fachwelt. Draghi setzt seit der Ansage aus dem Sommer 2012, er werde den Euro „mit allen Mitteln“ stützen, auf Forward Guidance – Fachsprech für monsterklare Ansagen, damit auch kein noch so duseliger Investor seine Fantastilliarden weiter im Sparstrumpf bunkert. Also auch verbal eine dicke Bertha.

Es pressiert ja auch. Liebe Anleger, sagte Draghi, bitte cool bleiben, auch wenn Europa sich schon wieder total nach Fracksausen anfühlt. Wir werden euch weiter mit Euro zu Ramschpreisen versorgen: Der Leitzins bleibt bei supergünstigen 0,5 Prozent, wahrscheinlich senken wir ihn demnächst sogar. Das Sensationelle: Das billige Geld bleibt billig. Kauft! Investiert! Prasst! Wieso eigentlich nicht gleich in den Schwächelstaaten? Liebe Investoren, bitte drückt die Griechen und die Portugiesen und den ganzen siechen Euro-Rest nicht schon wieder an die Wand. Und auch wenn Berlin flucht und die Fed über ein Ende ihrer milliardenschweren Anleihenkäufe grübelt: Falls es wieder brennt, wir kaufen die Bonds. Und Draghi sagte auch: Selbst wenn Angela weiter vom Ende der Krise faselt, Knebelsparen à la Merkel killt das Wachstum. Unsere Projektionen für die Eurozone sind weiter katastrophal. KSC