HERMANN-JOSEF TENHAGEN HAUSHALTSGELD
: So geht Krankenkassenmikado

Mehr Leistung für weniger Geld, wer wollte das nicht? Gerade jetzt, wo einige Krankenkassen ihre Kunden auffordern, ihnen acht Euro extra zu überweisen, lohnt der Vergleich

Die telefonische Anfrage klang spannend. Ob ich mir vorstellen könne, eine Veranstaltung mit einigen Krankenkassenchefs zu moderieren, die sich zum Thema Zusatzbeiträge äußern wollen.

Moderieren wollte ich natürlich nicht, ist nicht meine Aufgabe als Verbraucherschützer. Aber wenn sich die Kassenchefs gemeinsam an die Öffentlichkeit wagen, konnte das eigentlich nur bedeuten, dass sie Zusatzbeiträge erheben würden. Und dass sie das lieber gemeinsam machen, um nicht einzeln die ganze Haue abzubekommen. Vielleicht würde die Aktion gar die Versicherten abhalten, ihnen in Scharen davonzulaufen. Eine Pressekonferenz gegen das Krankenkassenmikado sozusagen. Und genau das war sie.

Wenn ein halbes Dutzend oder mehr Kassen ihre Beiträge erhöhen, fragen sich Millionen Versicherte, ob diese Leistungen nicht anderswo billiger und besser zu haben sind. Billiger in jedem Fall. Schließlich haben sie die Auswahl unter hundert Kassen. Und wenn die eigene Kasse die Beiträge erhöht, hat der Kunde ein Sonderkündigungsrecht. Er kann sofort gehen – jede andere Kasse muss ihn nehmen. Bei Privatversicherten hingegen sind die Beiträge zu Jahresbeginn zum Teil um 50 bis 100 Euro monatlich gestiegen, aber da kann man praktisch nicht flüchten.

Ein Vorteil für Kassenpatienten also. Trotzdem ist die Frage nicht einfach zu beantworten, wo denn die Kassenleistung auf Dauer preiswerter und besser zu haben ist. Wir haben zwar im Internet unter www.test.de/Krankenkassen eine Datenbank aufgebaut, die neben den Zusatzbeiträgen die einzelnen Leistungen darstellt und so die Wahl einer Kasse mit besonders weitreichenden Diensten ermöglicht. Aber, so wandten meine KollegInnen skeptisch ein, wenn man wechselt, dann erhöht die neue Kasse in vier Wochen auch die Beiträge. Der Patient/die Patientin hätte viel Aufwand und am Ende nichts gewonnen.

Also haben wir die Krankenkassen befragt: Haben Sie die Absicht, in den kommenden Monaten ihre Beiträge zu erhöhen oder schließen sie das – für das Jahr 2010 jedenfalls – aus?

Auf die erste Frage reagierten die Kassenchefs und -chefinnen mit Kopfschütteln, wer wollte das schon vorher ankündigen. Aber bei der zweiten Frage bekamen wir wider erwarten viele klare Antworten. Sechzig Kassen haben für 2010 eine Erhöhung ihrer Beiträge ausgeschlossen.

Damit ist unsere Empfehlung klar: Kassenpatienten können sich eine Kasse suchen, die für sie mehr Leistungen bietet als die Konkurrenz und auch noch weniger kostet. Im Extremfall machen die Beitragsunterschiede bis zu 500 Euro aus. Kein schlechter Stundenlohn für ein bisschen Recherche, oder?

Der Autor ist Chefredakteur von Finanztest Foto: Karsten Thielker