Scampi-Boris handelt Rüttgers Ärger ein

Der Streit um einen Vertrauten von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers eskaliert. Jetzt soll Boris Berger, enger Vertrauter von Ministerpräsident Rüttgers demontiert werden. „Rüttgers wird immer misstrauischer“, klagen CDUler

DÜSSELDORF taz ■ Jürgen Rüttgers wird von Intrigen in seiner Staatskanzlei eingeholt: Immer größere Probleme bereitet dem CDU-Ministerpräsidenten sein enger Vertrauter Boris Berger, in der Düsseldorfer Staatskanzlei Chef der für politische Planung zuständigen Abteilung III. Anscheinend lancieren Bergers Kollegen aus der Regierungszentrale immer neue Vorwürfe gegen Berger, der wegen seines aufwändigen Lebensstils intern „Scampi-Boris“ genannt wird. Viele in der Staatskanzlei hoffen, dass der promovierte Politologe Berger, der als arrogant gilt, möglichst schnell abtritt.

Von Feinden Bergers informiert, meldet etwa der Focus, Berger habe die im elften Stock des Düsseldorfer Stadttors untergebrachte Staatskanzlei in eine „Bel Etage“ für seinen Ministerpräsidenten umbauen lassen wollen. Ohne Ausschreibung habe die Architektin Dorothea Franzke, eine Freundin von Staatskanzleichef Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, bereits das Mobiliar geplant. Zum Stückpreis von mehr als 1.000 Euro sollten nicht nur neue Stühle gekauft werden – und das in Zeiten, wo die Regierung Rüttgers gerade bei den sozial Schwächsten spart.

Staatskanzleichef Grosse-Brockhoff selbst bestätigte die Planungen gestern im Kern: Nein, die Regierungszentrale werde nicht neu möbliert. „Dem Land sind durch diese Überlegungen keine Kosten entstanden“, schreibt Grosse-Brockhoff in einer Erklärung, die ausgerechnet der liberale Vize-Regierungssprecher Holger Schlienkamp verbreiten musste – Regierungssprecher Thomas Kemper war genauso auf Tauchstation wie der Rüttgers-Vertraute Norbert Neß, sonst immer präsent.

Auch an einer Dienstwagenaffäre, die dem Reserveoffizier Berger angehängt werden soll, sei nichts dran, versichert Grosse-Brockhoff treuherzig: Obwohl als Angestellter der Regierungszentrale im Staatsdienst, hatte Berger einen von der CDU bezahlten Audi A4 Avant gefahren – bis er in der Tiefgarage der Staatskanzlei bei einem Unfall mit Rüttgers‘ Büroleiter Axel Emenet zusammentraf. Eine Einflussnahme der Partei auf den Landesbediensteten Berger aber kann Grosse-Brockhoff nicht erkennen – die CDU habe ihrem Ex-Wahlkampfmanager Berger noch Geld geschuldet und ihm stattdessen den Wagen überlassen, so seine schlichte Erklärung.

Während Carina Gödecke, Geschäftsführerin der SPD-Landtagsfraktion, für die Opposition Aufklärung fordert, möchte Rüttgers die Affäre am liebsten vergessen. „Mit der Erklärung Grosse-Brockhoffs haben wir doch aufgeklärt“, so Vize-Regierungssprecher Schlienkamp zur taz. In der CDU aber wird die Kritik an Regierungschef Rüttgers immer lauter. Der sei viel zu misstrauisch, soll der mächtige Chef des CDU-Bezirks Ruhr, Bundestagspräsident Norbert Lammert, bereits geklagt haben: „Warum vertraut der Jürgen eigentlich nur einem – und dann noch diesem Berger?“

ANDREAS WYPUTTA