Missbrauch bei Chorknaben

KIRCHE Auch Regensburger Domspatzen betroffen. Papstbruder weiß von nichts. Neue Fälle in Ettal

BERLIN taz | Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche zieht immer weitere Kreise – und rückt nun sogar den Bruder von Papst Benedikt XVI., Georg Ratzinger, ins Zwielicht. So sind Kinder in Schule und Internat des bayerischen Klosters Ettal laut einem Sonderermittler jahrelang körperlicher Züchtigung und sexuellem Missbrauch ausgesetzt gewesen. Auch bei den Regensburger Domspatzen sind frühere Fälle sexuellen Missbrauchs wieder aufgetaucht. Ratzinger leitete den international bekannten Knabenchor von 1964 bis 1994.

Die Vorwürfe im Kloster Ettal richten sich gegen mindestens 10 Patres, die sich, so der Sonderermittler, an rund 100 Opfern vergangen hätten. Zusätzlich laufen strafrechtliche Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft. Dabei geht es um einen inzwischen suspendierten Ettaler Pater, der Fotos von halbnackten Klosterschülern auf Schwulen-Internet-Seiten veröffentlicht hat. Um diesen Fall aufzuklären, waren am Dienstag mehrere Rechner in dem Kloster sichergestellt worden.

Auch bei den Jungen der Regensburger Domspatzen gab es Missbrauchsfälle – jedoch der Diözese Regensburg nach nicht in der Zeit, in der Georg Ratzinger den Chor leitete. Der Papstbruder versicherte dem Bayerischen Rundfunk, er habe keine Kenntnis von solchen Fällen gehabt. Darüber hinaus sei er nicht zu sprechen, erklärte die Pressestelle des Bistums. Ihr zufolge haben zwei Geistliche Kinder missbraucht – wohl spätestens bis etwa 1969. Der eine Geistliche war jedoch schon 1958 entlassen worden. Der andere war ab 1964 als Diözesanmusikdirektor offenbar nicht mehr im direkten Kontakt mit den Domspatzen. GES