berliner szenen Verloren im Keller

Tür zu, Handy tot

„Die Tür bitte immer abschließen“ steht außen an unserer Kellertür. Vorsichtig gehe ich mit zwei Eimern die angetauten Stufen runter. Die Kellertür steht offen und das Licht brennt. Jemand aus dem Haus ist im Keller.

Der Keller in meinem Haus ist fies und dunkel, die Decken sind so niedrig, dass ich fast mit dem Kopf anstoße. Vom Eingang führen zwei schmale Gänge weg. Ich höre Geräusche aus dem linken Gang. Mein Keller ist rechts. Ich war noch nie hier unten zeitgleich mit jemand anderem. Immer wieder schaue ich über meine Schulter, während ich Kohlen in die Eimer werfe.

Mit gefüllten Eimern gehe ich zurück. Die Geräusche aus dem linken Gang sind verstummt. Die Kellertür ist zu. Zum Glück habe ich einen Schlüssel. Ich stecke ihn ins Schloss. Er lässt sich nicht bewegen. Mir wird heiß. Ich bin eingesperrt. Oben in der Wohnung sitzt mein Freund Denny. Er weiß nicht, wo ich bin. So schnell wird er mich nicht vermissen. Er könnte mir von außen aufsperren. Ich atme auf und hole mein Handy aus der Jackentasche. Ich wähle seine Nummer und … nichts. Kein Empfang, kein Signal. Das Handy ist hier unten so gut wie tot. „Genau wie ich“, schießt es mir durch den Kopf. Ich hämmere gegen die Eisentür, vielleicht ist da ja noch jemand in dem Keller, der genau auf so eine Gelegenheit wartet. Ich hämmere fester gegen die Tür und brülle. Ganz ruhig, denke ich mir, „ich habe noch nie gehört, dass Leute aus Versehen in Berlin im Keller eingesperrt wurden. Aber was mache ich, wenn mich in zehn Stunden noch immer niemand gefunden hat? Oder nach zwei Tagen? Jetzt gehe ich mit beiden Fäusten auf die Tür los und schreie um Hilfe. Auf einmal eine Stimme von draußen, zaghaft: „Wer ist denn da?“ Gerettet. MAREIKE BARMEYER